Das Alpmutterli (Flums, SG)

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Das Alpmutterli ist der Gegenstand eines ausgedehnten Sagenkreises. Die Gestalt hat einen neckischen, schadenfrohen Charakter. Es gibt jetzt noch Älpler, die behaupten, das Alpmutterli gesehen zu haben.

Meine Urgrossmutter ging als Kind in Begleitung eines andern Mädchens mit einem "Tusli" voll Nidel von der hochgelegenen Geisswiese heim. Im Badeura sahen sie eine wilde Henne mit Hühnlein und wollten sie fangen. Plötzlich glitschte das eine Mädchen aus und verschüttete den Nidel. Das andere hörte hinter sich ein leises Lachen, und als es sich umkehrte, sah es ein Weiblein sein Schösslein "fleugen" (schwenken). Das war das Alpmutterli.

Zwei Bauern mitteten im Mittenwald Holz. An einer geneigten Stelle ging es dem vordem auf einmal ganz schwer. Sein Kamerad rief: "Es sitzt ein Weiblein auf deinem Schlitten." Als der erste rückwärtsschaute, sah er schon nichts mehr. Der andere aber hatte das Weiblein sofort wegspringen und im Wald verschwinden sehen. Sie suchten seine Fusstritte im weichen Schnee, fanden aber nichts.

Wenn das Alpmutterli in eine Hütte einkehrt und man ihm Milch vorsetzt, isstes dieselbe mit umgekehrtem Löffel.
J. B. Stoop

***

Das Alpmutterli erschien auch einmal in der Hütte eines Hirten, welcher der Angekommenen Milch und Brot vorsetzte; aber sie ass nichts davon, weil sie vorgab, sie hätte keine Zeit dazu, da sie am gleichen Tage noch auf verschiedene Gebirgsrücken wandern müsse. Zum Danke wurden dem freundlichen Hirten zwei Erdbeeren angeboten ; dieser nahm sie aber aus Furcht nicht an.
Ferd. Stoop

***

Man erschrickt, wenn es sich zeigt; denn es bringt immer schlechtes Wetter. Doch weisen es die Sennen nicht ab, um möglichst gut über die entstehenden Verlegenheiten wegzukommen. Sie dürfen ihm auch die erwünschte Gastfreundschaft erzeigen; denn ein Alpmutterli kann Milch trinken, ohne dass diese sich mindert; es kann auch von allen Speisen geniessen, ohne den Wirt zu schädigen.
Auf der Flumser Alp will man das Weiblein im Sommer 1799 zum ersten Mal gesehen haben. Da wurde der Herbst ganz ungünstig.

Als das sonderbare Wesen wieder einmal kam, wies der unfreundliche Senn es barsch weg. In der Nacht aber kam ein so starkes "Bischen" (Schneegestöber, Schneesturm), dass man gleich am Morgen die Alp verlassen musste.
A. Sprenger
 

Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 301, S. 167f

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)