Von der Kirche zu Wila
Als das Testament des Herrn Hartmann eröffnet wurde, fand sich, dass er die Erbauung einer eigenen Kirche für Wila auf der Höhe angeordnet und die dazu nötigen Gelder angewiesen hatte. Die Leute von Wila glaubten, der Selige habe dabei die nahe Grossacherhöhe im Sinne gehabt und könne unmöglich sein Lieblingsplätzchen zu diesem Zweck bestimmt haben. Sie begannen deshalb im folgenden Frühjahr auf jenem Hügel den Bau, indem sie Holz und Steine dorthin führten. Als aber die Nacht hereingebrochen war und die Werkleute von ihrer Arbeit daheim ausruhten, stiegen Geister hernieder, erfassten die fertig gezimmerten Balken und die behauenen Steine und trugen sie hinüber zum Grab des edlen Breitenlandenberg am Schlossgärtchen.
Am folgenden Morgen lagen Holz und Steine wieder im Schlossgärtchen, und so am dritten Morgen. Einige Bauern, welche die letzte Nacht auf dem Bauplatz gewacht hatten, sahen mit Erstaunen und Schrecken die Geister bei ihrer Arbeit und erzählten den andern das seltsame Wunder, wie gleich nach Mitternacht nebelhafte Gestalten erschienen und alles in kurzer Zeit durch die Luft fortgetragen hätten.
Da erriet man dann leicht, dass der edle Stifter die Schlosshöhe zur Baustelle für die neue Kirche bestimmt hatte und errichtete über seinem Grabe das schöne Gotteshaus. Den mit der Mauer umzogenen Garten schuf man in einen Kirchhof um. Seitdem bildet Wila mit seinen Weilern ein eigenes Kirchspiel.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Oberland
Wörtlich nach Herzog I, S 223; Gchr Wila 1917, nach romantischer Weise in Versen erzählt. Legenden vom geheimnisvoll weggetragenen Baumaterial gibt es auch in Adetswil, Embrach, Flaach, Maur, Meilen und Schöfflisdorf.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.