Zur Zeit, da es noch Hexen gab, wollte eine derselben vom Gunzen weg über das Seeztal weg nach dem Alpnägelikopf springen. Wahrscheinlich wollte sie damit die verscherzte Seligkeit zurückgewinnen. Ihr Wagestück gelang beinahe, doch nicht ganz; denn sie kam nur bis auf die grosse Felsplatte, welche unter dem Alpnägelikopf am Wege liegt. Dort sieht man ihre Fussspur noch, einen Kuhhuf, der das Misslingen ihres Vorhabens anzeigt.
Reithard gestaltet die Sage poetisch aus, wenn er die Unglückliche in einem Herrenhause in Mels als Köchin dienen und zu Fall kommen lässt. Die Mutter besucht nun ihre Tochter und führt sie an den Gunzen hinauf. Der Böse mit der Hahnenfeder tritt zwischen die beiden und macht Anspruch auf die Tochter. Die Mutter aber tritt ihm keck in den Weg. Dieser lacht höhnisch, wenn die Köchin den Sprung nach der andern Talseite wage, wolle er sie freilassen. Der Sprung wurde gewagt. Auf den Knieen flehte die Mutter um ein gutes Gelingen; der Böse aber wollte die Springende am Kleide fassen und spie ihr Rauch und Flammen nach. Die Tochter stürzte in die Tiefe und zerschellte; aber ihre Seele war gerettet; denn eine weisse Taube flog gen Himmel empor.
Nach Natsch
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Noch andere führen den "Tapp" auf eine Pfarrersköchin zurück. Der Volksmund sagt nämlich, eine Köchin, die bei einem Geistlichen zehn Jahre lang diene, werde des Bösen und müsse als sogenannte "Pfaffenkellnerin" umgehen.
(A. Zindel-Kressig, in Schwz. Archiv für Volkskunde II)
Quelle: Sagen des Kantons St. Gallen, Jakob Kuoni, St. Gallen 1903, Nr. 274, S. 147f
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.