General Werdmüller auf der Au
Um die Mitte des 17. Jahrhunderts besass General Hans Rudolf Werdmüller das Gut auf der Au, einer Halbinsel am Zürichsee. Er hegte eine besondere Liebe für das Schmiedehandwerk und hatte in der Au eine eigene Schmiede in der er oft selbst zum Zeitvertreib arbeitete, bisweilen auch wandernden Schmiedegesellen, die ihn um den Zerhpfennig ansprachen, für einen oder zwei Tage oder wohl gar, wenn es sich nicht anders fügte, eine Nacht durch Arbeit gab. So wurden etwa in mitternächtlicher Stille an beiden Ufern des Sees Hammerschläge von der Au her gehört, und vorbeifahrende Schiffer sahen, im Schauer der Gespensterstunde, wie es aus der Esse heraufglimmerte. Daher entstand die Sage, dass der Obrist nächtliche Besuche des Bösen empfange, der ihm Hufeisen schmieden helfe.
Noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts, als jene Werkstätte in eine Wohnung für das Gesinde umgeschaffen wurde, waren die guten Leute kaum zu überzeugen, dass es sich hier schlafen liesse ohne Gefahr, von dem verstorbenen General geplagt, vielleicht gehämmert zu werden. Ja. der Aberglaube, der sich noch am letzten Stäudchen zu halten versucht, trieb es soweit, zu behaupten, dass ein gewisses Stück Holz aus der alten Schmiede, welches zufällig eine ziemliche Weile auf dem Platze liegen blieb‚ gewiss nicht von der Stelle verrückt werden könne, ohne schreckliches Unheil anzurichten.
Ausserdem besass Werdmüller eine Gondel, womit er zum Erstaunen schnell fuhr. Dass dies nicht mit natürlichen Mitteln zugehe‚ war bei den Leuten bald genug ausgemacht. Ja, die Sache schien selbst seinen Obern so verdächtig, dass Werdmüller sich darüber bei ihnen zu verantworten hatte.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
Gekürzt aus Corrodi, JZ 1951/52, S. 329
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.