An einem alten Landhause in der Umgebung von Zürich (es soll der Beckenhof sein) nahm man auf dem Dache einen aufgerichteten Ziegel wahr, von dem die Sage ging, der jeweilige Inhaber des Hauses dürfe diesen Ziegel durchaus nie zurecht legen, und zwar wegen eines Geistes, der durch diese Dachöffnung in ein Zimmer hinuntersteige, welches damit in Verbindung stand. Der Geist soll ein früherer Bewohner dieses Zimmers gewesen sein und sich auch später noch als solchen betrachtet haben. Um Mitternacht erschien er in blutigem, aschgrauen Gewande und einem Antlitz von gleicher Farbe; denn ein begangener Mord liess ihm keine Ruhe im Grabe. Aber er verhielt sich ganz still und störte den Schlaf des Bewohners nicht, wenn dieser nicht sonst wach war. Man hörte nichts von ihm als ein leises Seufzen. Einmal fiel dem Hausbesitzer ein, den Ziegel einzulegen und im bezeichneten Zimmer das Benehmen des Geistes abzuwarten. Aber um die zwölfte Stunde erhob sich auf dem Dache ein gräuliches Gepolter, Ziegel rasselten, Scheiben klirrten und unter Windesbrausen stieg das Gespenst in die Kammer. Flammen sprühten aus seinen Augen; es fasste das Bett samt dem zjtternden Patron, der darin lag, zog es aus der Bettstelle, warf es auf den Boden und zerrte es dort herum. Der Geisterseher fiel in Ohnmacht. Als er aus derselben erwachte, hätte er den ganzen Spuk für einen schweren Traum gehalten, wenn er nicht mit den Beinen auf dem Stuhl, mit dem Kopf auf dem Boden gelegen hätte und die Bettstücke nicht zerstreut herumgelegen und mit schwarzen Malen ausgestattet gewesen wären.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
wörtlich aus Stauber, S. 43.
Weitere Quellen: Escher, Ober- und Unterstrass, S. 244
(nach David Hess, Besitzer des Beckenhofes von 1800 - 1844): Der Teufel habe Junker Grebel, einen früheren Besitzer, lebendig geholt und sei mit ihm zum Dach hinausgefahren. Die Leute zeigten noch lange, wo sich der böse Geist mit dem armen Sünder Bahn gebrochen, wo immer eine Öffnung bleibe, man möge sie noch so sorgfältig zudecken. - Escher deutet darauf hin, dass jener aufgerichtete Ziegel wirklich einem unreinen Geist Ausweg gebe, indem dort das Abgasrohr der Aborte ausmünde.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch