Die Zerstörung von Glanzenberg
Glanzenberg stand noch nicht lange, als sich die Zürcher und ihr Hauptmann abermals rüsteten, den Freiherrn von Regensberg anzugreifen. Sie beluden zwei Schiffe so, als ob sie nach Basel fahren wollten . . . Sie versteckten viele wohlausgerüstete Kriegsknechte darin und fuhren die Limmat hinab. Als sie gegen das Städtchen Glanzenberg fuhren, begann die regensbergerische Besatzung sie stark zu beschiessen. Deswegen ruderten sie hinter das Holz, dass man sie von der Stadt aus nicht mehr zu sehen vermochte. Hier huben sie an zu schreien, als ob man ihnen die Schiffe zerschossen hätte und warfen aus den Schiffen allerlei Zeug, das die Limmat hinabschwamm. Als man in der Stadt das Geschrei hörte und den Plunder durch das Wasser hinabschwimmen sah, liefen viele zur Stadt hinaus, den Schiffen zu. Als die Glanzenberger an das Wasser kamen, hatten sich die Zürcher bereits zur Wehr gestellt. Sie griffen einander beiderseits an. Es kam aber grosser Zuzug aus der Stadt, denn der Regensberger, nachdem er die Uetliburg verloren, hatte Glanzenberg gar wohl mit Leuten und Kriegszeug versehen. Nun hielt sich aber der von Habsburg unterdessen mit einer grossen Abteilung Zürcher zunächst dem Städtchen im Eichenwald verborgen. Dieser Haufe brach jetzt auf und stellte sich zwischen der Stadt und den hinausgelaufenen Städtern auf. Die einen bemächtigten sich der Stadt und die andern eilten an den Fluss, um den ihren beizustehen. In diesem Gefecht kamen auf beiden Seiten viel Leute um.
Als die Feinde sahen, dass die Stadt verloren war, flüchteten sie. Mancher eilte der Stadt zu, aber die war bereits ganz und gar ausgeplündert und schon in Brand gesteckt. Sie verbrannte vollständig. Die Glocken wurden auch fortgeführt; eine kam nach Zürich ins Predigerkloster, die andere nach Zollikon.
Nun hatte der Krieg zwischen dem Regensberger und den Zürchern drei ganze Jahre gewährt, und der Regensberger war um all seine Burgen gekommen, bis auf Neu-Regensberg . . . Da ergab er sich. Die Zürcher nahmen ihm alles, was er hatte. und liessen ihm ein Leibgeding. Er blieb in Zürich und wurde im Kreuzgang bei den Barfüssern begraben. Graf Rudolf wurde 1271 zum deutschen König gewählt.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
Nach Brennwald I, 135, ins Neuhochdeutsche übertragen, sonst unverändert.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.