Der Fuhrmann Wellinger von Schleuis war einmal mit einer Ladung am »Stutze« vor dem Dorfe Trins angekommen, als auf einmal ein Vorderrad vom Wagen wegflog, wie fortgeblasen. Dem guten Mann kam das kurios vor, indessen steckte er das Rad wieder an, und wollte weiter fahren. Kaum war er einige Schritte weiter, fiel das andere Vorderrad ab. Diesmal fing Wellinger an zu wettern, und nachdem er auch dieses Rad an Ort und Stelle gebracht, fuhr er weiter. Doch nach wenigen Sekunden löste sich das eine Hinterrad. Nun ging's aber los mit Schimpfen und Toben, beim guten Mann. Doch auch das dritte Rad fand seine Achse wieder. Wie er abermals sein Pferd antrieb, flog das vierte Rad ab, und rollte den Weg hinunter. Unter grässlichem Fluchen rannte Wellinger dem Rade nach, und ereilte Dasselbe erst bei einer starken Biegung der Strasse.
Nachdem er mit dem Rade beim Wagen angelangt war, und Dasselbe an die Achse befestigt hatte, liess er seinem Zorn freien Lauf: »qu'igl diavel prend las strias da Trin«. (Der Teufel hole die Hexen von Trins.) Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, so bemerkte er vier Elstern, die vom Wagen wegflogen, Trins zu. Das waren Hexen gewesen, welche die vier Räder losgepickt hatten.
In Trins angelangt, fand WeIlinger statt der vier »Lohner« (Schliessen an den Wagenrädern) vier Elsternfedern in den Wagenrädern stecken, die er zum Andenken mit heim nahm. Nunmehr musste er lachen über sein Abenteuer und seine Eroberung. Wer diese vier Hexen waren, konnte man ihm aber nicht deuten, es waren Deren damals noch mehrere im Dorfe. - Mit vier entlehnten »Lohnern« fuhr Wellinger heim zu.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.