Auf der rechten Seite des Almenser- Tobels ist eine magere Wiese in der Nähe einer Mühle. Auf dieser muldenförmigen Wiese, die eben ihrer schüsselförmigen Aushöhlung die nähere Bezeichnung Pro (Prau, Pratum) da Scadella (Schüssel-Wiese) verdankt, sollen die Hexen vom Vorder-Tumleschge sich versammeln, und sie sind Schuld daran, dass der Tomilser-Bach zuweilen so böse ist. -
Die Hexe von Almens, Pradwall (wahrscheinlich auch Rodels), Fürstenau, Brugg und Scharans fliegen hinauf auf den Cuolm Higli, einem abgelegenen, steilen Maiensässe oberhalb Almens, und verursachen durch ihre Werke und ihre Zusammenkünfte die öftern Ausbrüche der Rüfen von Almens und Scharans.
Bündner-Soldaten, die vormals in Holland gedient, erzählten, von dortigen, vornehmen Damen oft sprechen gehört zu haben, wie diese auf Cuolm Higli so schön getanzt hätten, dann aber in einer Nacht durch die Luft wieder nach Holland zurückgeflogen seien. -
Die alten, gebrechlichen Hexen der genannten Orte in Hinter- Tumleschg, die den Weg nach Cuolm Higli hinauf zu beschwerlich finden, haben ihre Zusammenkünfte auf Prau da Barlotts, einer Wiese in der Nähe vom Dorfe Scharans, am Wege, der nach Rietberg führt. Ihnen misst man die Schuld zu, dass sie in den Haushaltungen Rumor »anzetteln« (stiften), und in den Ställen oft Verkehrtes anrichten, im ganzen Tale. Aber mit dem Loslassen der Rüfenen und dem Verderben der Feldfrüchte oder gar mit dem Hagel- und Unwetter-Machen befassen sie sich nicht mehr, das ist für sie zu strenge; sie haben in Haus und Stall genug zu tun, finden aber auch immer viel Arbeit zu verrichten.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.