Die Witwe B ...... in Fläsch besass mit einem Nachbarn, dessen Frau eine Hexe war, den Stall gemeinsam.
Eines Morgens, als die Witwe der ihr gehörenden Kuh das Futter geben wollte, vernahm sie vom Heuboden herab ein unheimliches Geflüster. Sie suchte nach, fand aber weder im Stalle noch auf dem Heuboden etwas Besonderes.
Wie sie aber wieder in den Stall zurückkehrte, traf sie ihre und des Nachbars Kuh in einer Kette. In der Angst rief sie einige Nachbarn zusammen, und Einer riet ihr, des Nachbars Kuh mit der Mistgabel zu schlagen. Sie tat das, worauf die Kette zersprang, und des Nachbars Kuh auf ihren Platz zurückkehrte, ihre eigene Kuh aber die Zunge weit herausstreckte und nicht fressen wollte. -
Nach langem Hin- und Herraten holte man den Doktor C ..... in Mayenfeld, der als Volksmagus bekannt war. Der nahm Kräuter mit, und Salben, und ging in den Stall, wo die kranke Kuh war, verschloss die Türe, und liess Niemanden zu sich in den Stall, während draussen die Nachbarn warteten, um den Erfolg zu vernehmen.
Es kam nun auch die Frau des Nachbarn, dem die andere Kuh gehörte. Die wollte absolut in den Stall, aber der Doktor liess sie nicht zu sich hinein. Sie ging zornig weg, kam, und ging mehrere Male, bis der Doktor mit der Mistgabel ihr drohte; erst dann ging sie, und kam nicht wieder.
Nach langer Zeit machte der Doktor auf, und verlangte Emd. Die Kuh frass besser als zuvor, und war wieder gesund.
Beim Abschiede riet der Doktor, die Kuh bald zu verkaufen, da der Stall für diese »böse« sei. - Als er aber heimkehrte, kam seine Frau ihm entgegen, es sei im Schweinestalle nicht »richtig«: - er traf seine eigenen Schweine auf den Hinterbeinen tanzend an. Doch gelang es ihm bald, auch diesen Zauber zu lösen. -
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.