Ein Besitzer des Schlossgutes oberhalb Jenins hatte einen rohen Knecht, wie er selber ein rauer, geiziger, hartherziger Gebieter über die eigene Familie und seine Untergebenen war.
Dieser Knecht fand sein besonderes Vergnügen darin, nächtlich herumzustreifen, und das liebe Vieh in den benachbarten Weideplätzen herumzujagen, und Demselben keine Ruhe zu gönnen. Konnte er in einen Stall gelangen, wo das Vieh, wie üblich, angebunden war, hatte er noch grössere Freude; das plagte er, dass es laut brüllte. Wie oft nun aufgepasst wurde, was dem Vieh doch fehle, dass es so brülle, und man vermutete, es geschehe ihm Qual, konnte man sonderbarerweise des Bösewichtes nie habhaft werden, denn vermöge eines Paktes mit dem Bösen, konnte er unsichtbar sich machen.
In seinen bessern Stunden sah man ihn in einem grossen Hute im Schlossbezirke herumhantieren; und Abends nach dem Füttern, wenn der Knecht des Nachbarn (Stock mit Namen) »bürchelte« (ins Horn blies) und jodelte, um die Zeit sich zu vertreiben, tat er ein Gleiches, sang auch den Kuh-Reihen.
Nach seinem Tode aber war's viele Jahre lang im Schlossgute nie mehr richtig gewesen. Ärger als im Leben wütete er umher, im Gute selber, in Alpen und Maysässen, in Einfangen und sogar Ställen nahe beim Dorfe. Ins Dorf aber kam er nie. Er fügte Vielerorts Unheil an, bis dass es einem Geisterbanner gelang, den Bösewicht an das sog. Panx-Gatter hinunter zu bannen, wo er johlen mag, so lange es ihm gefällt.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.