In den Closterser-Alpen gehen immer noch Sennen um, die, wegen ihrer Vergehen bei Lebzeiten, keine Ruhe finden können; sie zeigen sich vornehmlich beim Wetter-Wechsel. -
So hat die »Mönch-Alpe« ihren Namen von einem Geiste, der in Mönchsgestalt dort umgeht. Der war auch Senne, welcher aber durch Betrügerei, die er verübt, um die Seligkeit gekommen ist. -
In der »Stutz-Alpe« regiert das »Stutz-Mannli«, der Geist eines graubärtigen Hirten, der als ungerechter Hüter das ihm anvertraute Salz nicht gleichmässig unter alle Kühe verteilte. Zeitweise jauchzt und jodelt er; oft aber vernimmt man auch sein Geheul und Gejammer. - Bei Nebel- oder Regenwetter bekommt man ihn zuweilen, doch immer ungeahnt, zu sehen. -
Will man es aber darauf anlegen, auf unberufene Art und Weise den Geist zu schauen, wird man nichts Anderes, als eine dichte, milchweisse Nebelwolke zu Gesichte bekommen; dafür trägt man ein furchtbar geschwollenes Gesicht davon, mit vielen Blattern. -
In den »Kuh-Alpen« hauset, wenn das Vieh im Herbste längst schon talwärts gezogen ist, der »Geister-Senne«. Der hat bei Lebzeiten im »Molchen« (Alp-Erzeugnisse) Untreue geübt, und kann nach dem Tode nun und nimmer so vielen Ersatz »zusammenkäsen« aus den Milchtropfen, die Sommers über verschüttet wurden, oder verloren gingen, - als er veruntreut hat.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.