Ein gewisser Mönli von Davos, ehemals Chirurg im Regimente Sprecher in Österreich, hielt mit seiner Familie in Cleven sich auf, kam aber jeden Sommer während der Brunnenzeit nach St. Moritz, wo er als Feldscheer Etwas verdiente.
Nun war das Pfarrhaus in St. Moritz durch den kürzlich verstorbenen Pfarrer Johann Alexius (Alesch) in Verruf gekommen, und stand desshalb leer, indem dieses Pfarrers Nachfolger nicht in dieses Haus ziehen wollte . Mönle war es indessen recht, ein Haus beziehen zu dürfen, ohne Zins zahlen zu müssen, umso mehr er dem Grunde, es sei in diesem Hause nicht richtig, wenig Gehör gab. So zog er ein, mit Weib und Kind und Magd. Seine Familie hatte eine Kammer oberhalb der Wohnstube, zum Schlafgemache, während Mönle ein kleines Zimmer gegenüber bewohnte.
Es ging nicht lange, so klagte die Frau, sie werde zuweilen Nachts durch ein Geräusch gestört. Er jedoch erwiderte, das sei nur Einbildung, und das komme von ihrem Zustande her (sie war nämlich in der Hoffnung). Eines Abends aber, wie Mönli in seinem Zimmer sass, und schrieb, war es ihm plötzlich, als ob Jemand über die Achsel das Licht ausgeblasen habe. Er konnte Das sich nicht deuten, überredete sich zuletzt, das Licht (ein Dochtlicht. wie man sie damals hatte) sei von selber erlöscht. In einer anderen Nacht lag er noch wachend im Bette, da vernahm er ein Geräusch und Klingeln, Rutschen, wie wenn seine Schateln und »Guttern« (Flaschen) auf den Gestellen gerückt und gestossen würden. Er glaubte, es sei die Katze, welche Ihm eine Unordnung anrichte, stand deshalb auf, und öffnete die Türe, und schlug mit einem Strumpfe umher, die Katze zu verjagen, und legte sich dann wieder zu Bette. Aber das Geräusch und Klingeln liess wieder sich vernehmen. Nun machte er Licht, um den Schaden zu untersuchen, den die Katze angerichtet, und auch die Katze zum Zimmer hinaus zu jagen. Aber er fand alle »Trucken und Guttern« in Ordnung, aber nirgends eine Katze, da wurde ihm unheimlich. Am Morgen sagte zu seiner Frau, es eit ihm zu kalt in seinem Zimmer, sie solle sein Bett auch in die Kammer über der Stube stellen lassen. »Aha! « entgegnete sie: »Das ist auch Einbildung. «. Er aber behauptete dennoch, es sei nur wegen der Kälte. Von da wurden sie jede Nacht beunruhiget, besonders wurde das Kind, dessen Wiege vor dem Bette der Frau stand, häufig von unsichtbarer Hand gewiegt. Da wagte eines Nachts die beherzte Frau einmal, als es wieder schrecklich polterte, die Frage: »Was bist du für ein unglückliches Wesen, das keine Ruhe erlangen kann, da doch alle Sünder um des Verdienstes Jesu Christi Gnade und Vergebung finden.« - Ein erschütternder Schlag auf die Bettstelle war die Antwort.
Mönle schaute am folgenden Tage schon um eine andere Wohnung um, und das Pfarrhaus blieb von dieser Zelt an leer. Am Ende der achtziger Jahre wurde es niedergerissen, und 1786 an seine Stelle die heutige Kirche gebaut.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.