In der Tiefe des Tobels, nicht weit von der Brücke, die nach dem Dorfe Jenisberg führt, soll vor Zeiten ein altes Schloss oder ein schlossähnliches Gebäude gestanden haben, und die Sage meldet, vom Vater auf den Sohn, von einem ungeheuren Schatze, der dort vergraben liege.
Dieses Schloss soll Brombreis oder Brombrenz geheissen haben und sei von einem reichen Manne, dem »Brombrenzer« genannt, in dieser tiefen Schlucht erbaut worden, wegen des ergiebigen Silberbergwerkes, das er dort durch seine Knappen bearbeiten liess. Dieser Mann wurde in seinem Glücke übermütig, hartherzig und grausam. - Sein Haus ward von einem Felssturze verschüttet. -
Nach Langem kam ein »fahrender Schüler« und brachte einige Bewohner des Dörfleins Monstein dahin, dass sie ihm halfen, nach grosser Arbeit das Gebäude aus dem Schutte zu lösen und den Schatz in Demselben ausfindig zu machen. Da sollen sie die Körper des Brombrenzers und seiner Frau auf einem ganz silbernen Lager gefunden haben; nahe dabei stand eine grosse, weisse Kiste, auf deren Deckel ein riesengrosser schwarzer Geissbock lag. -
Der Schüler wollte das Ungetüm beschwören; der Bock aber richtete sich auf, machte fürchterliche Augen, kehrte sich um und gab einen solchen Dunst von sich, dass Alle vermeinten, des Todes zu sein und schnell in\'s Freie flüchteten. - Einige von ihnen erkrankten stark, Andere starben in Folge des gehabten Entsetzens, die Übrigen verspürten weiters keine Lust, noch einmal nach dem Schatze zu suchen.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.