Violanda, eine Tochter Vespasian\'s Salis, brachte das Schloss Salenegg dem Ritter Anton Molina zu. Von diesem Anton Molina wird behauptet, er sei gegen Ende seines Lebens von seinen Verwandten bewogen worden, die katholische Religion anzunehmen. Er starb auf Salenegg und seine Leiche wurde im grossen Rittersaale in den Sarg gelegt. In der Nacht nun, während es draussen tobte und stürmte, und nur ein klein Lichtlein allein den Toten hütete, kam eine mächtige Kutsche angefahren, in welcher der gute Ritter fortgeführt wurde; statt Seiner wurden grosse Steine in den Sarg getan. Die Verwandten waren gekommen, hatten den Wächter bestochen, seine irdischen Reste geraubt, um nach den Gebräuchen der römisch-katholischen Kirche ihn zu bestatten. - Als nun am Tage seines Begräbnisses mit grossem Gepränge der Sarg aus dem Rittersaale herausgetragen wurde, erblickte man arn Fenster oberhalb vom Balkone die leibhaftige Gestalt des tapfern Molina, der, als das Totenbehältniss zum Wegtragen aufgehoben wurde, dem Trauergeleite zurief: »Ist\'s schwer?« und dann verschwand. - Die Männer, die den Sarg eben wegtragen wollten, stellten Denselben eilends nieder, und als man ihn geöffnet hatte, fand man eine Menge Steine darin, statt des vermeinten Ritters. -
Auch sagt man von diesem Molina, er sei der letzte Bewohner des Schlosses Aspermont oberhalb Jenins gewesen, und eines schönen Morgens von seinem Diener auf dem Boden liegend vor dem Bette tot gefunden worden, mit schwarzblauem, rückwärts gedrehtem Gesichte, was so viel sagen will, als hätte der Böse ihn so traktiert und mit der Seele des armen Ritters Reissaus genommen. Diese Sage ist aber ganz unbegründet, denn er starb ganz ruhig und ergeben auf Salenegg. -
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.