Ein gar armer Mann von Sils war genötigt, bei seinem Hause eine Mauer aufführen zu lassen. Er erhielt Erlaubnis, die bei der Ruine des Schlosses Ehrenfels herumliegenden und herrenlosen Steine dazu zu verwenden. So ging er denn hinauf und nahm einen grossen Stein weg, um ihn in den Weg zu rollen; dieser Stein verschloss eine Öffnung, welche in das Innere der Burg führte. Er stieg durch die Öffnung und gelangte in einen geräumigen Keller; dort fand er einen grossen hölzernen Trog eingemauert, in welchem viele flachgedrückte Haselnüsse sich sehen liessen, die aber alle durchlöchert waren. Er besah sich diese Haselnüsse, und weil er zu Hause sieben Kinder hatte, nahm er sich einige davon für Dieselben mit. Daheim angelangt, griff er nach den Haselnüssen, um sie den Kleinen zu geben, aber statt der Haselnüsse fand er - Goldstücke in der Tasche. Hocherfreut rief er einem Manne und teilte ihm das Geheimnis mit. In aller Eile versahen sie sich mit Gefässen und traten den Weg nach Ehrenfels an. Der »Haselnussmann« stieg voran in die Öffnung, der Andere ihm nach, dann schlüpften Beide in den Keller und wollten eben Hand an die Truhe legen, als Dieselbe auseinanderfiel und alle Haselnüsse auf die Erde kollerten. Nun machten sie sich daran, dieselben aufzulesen, aber der ganze Kram verschwand vor ihnen in die Erde, und sie konnten noch hören, wie die Nüsse erstlich an den Mauerwänden eines unterirdischen Kellers anschlugen, dann aber in Gold verwandelt, unten, laut tönend, auffielen. - Wäre der Mann allein, ohne den Andern gekommen, die Haselnüsse zu holen, wäre der Schatz ihm geblieben.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.