Auf dem sog »Toma-Caste« in Ems bei Cur stand zur Zeit, als das Christentum in Rätien Aufnahme fand, das Schloss Amides, das einem reichen, aber bösen und geizigen Herren gehörte, der seine Untertanen auf alle Weise plagte und misshandelte. Einmal forderte er von einem Bauern, der unten am Schlosshügel am Pflügen war, widerrechtlich den schönen Zug Ochsen; aber der Bauer nahm den Zugnagel und erschlug den Tyrannen. -
Die Sage erzählt weiter: Auch sei der Bösewicht oft des Nachts auf die Felder gegangen und habe Marchsteine versetzt; zudem waren in seinem Schlosse grosse Schätze aufgetürmt, die noch jetzt vorhanden sein sollen; aber Niemand kann dazu kommen, denn sie werden durch fürchterliche Geister bewacht. Der Hartherzige und Ungerechte starb, mit ihm seine ganze Familie, und Niemand wagte es, sein Schloss in Besitz zu nehmen, - es zerfiel. -
Aber seitdem treiben allerlei Geister ihr Unwesen in den Ruinen. Oft soll man den Ritter mit Weib und Kind sehen, allerhand Arbeit innert und aussert den Mauern verrichten, dann und wann macht sich derselbe, wie er im Leben getan, an die Marchsteine. -
Ein noch jetzt lebender Mann habe in seiner Jugend in der Schlossmauer eine eiserne Türe und eine Treppe gesehen; als er nach kurzer Zeit mit einem Manne hin ging, um die Sache näher zu besehen, waren Türe und Treppe gar nicht mehr zu finden.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.