Ein Mann aus Mezza-Selva, Namens Lemm, der eine Frau aus Fonday hatte, wollte einmal nach seiner Frauen Heimat reisen. Er ging Nachts über den Berg und gewahrte in der Dunkelheit ein helles Lichtlein, das sich immer gleich gross und am gleichen Ort blieb; er ging auf dieses Lichtlein zu, die Helle jedoch entströmte nur einem Steine. Es war Sommerszeit und gutes Wetter, weshalb er beim leuchtenden Gegenstande sich lagerte, um das merkwürdige Ding am Morgen näher sich anzusehen. - Am Morgen fand er diesen Stein nicht mehr, der musste bergab gerollt sein, und er ging verdriesslich weiter. In der Nähe, wo er geschlafen, war eine Rüfe, die er passieren musste. Wie er diese überschreiten wollte, erblickte er in dem blauen Lehme in der Rüfe ein gelbes schönes Metall, nahm davon mit sich, und versuchte es zu schmelzen, verstund aber die Scheidekunst nicht. - Auf dem Rückwege lud er an dieser Stelle von diesem Metalle seinem Saumrosse eine Ladung auf und brachte seinen Fund einem Scheidekünstler in Feldkirch, der ihm 16 Philippstaler dafür gab. Die weitern Ladungen brachten immer erhöhte Bezahlungen ein, so dass Lemm bald ein Bauerngut kaufen konnte. - Sein geheimnisvolles Treiben erregte Verdacht, seine Fundgrube wurde entdeckt, aber von da an verschwand der Schatz und dieser Verdienst hatte für ihn ein Ende.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.