Als man einst bei der Entladung der Alp von Compadiels einen Melkstuhl vergessen hatte, sollte der Handbub hinauf, denselben zu holen. Er ging, kam aber erst am Abend spät zur Alphütte und blieb dort übernacht; er konnte aber nicht recht einschlafen.
Um die Zwölfe erwachte er vom leichten Schlummer, und erblickte zu seiner grossen Verwunderung um den Feuerherd drei Sennen, von denen Einer auf dem Melkstuhle sass, den er heim holen sollte.
Diese drei taten nun Milch in den Kessel, und gaben davon dem Handbuben; er trank, und so gut hatte noch nie die Milch ihm geschmeckt.
Sie liessen ihm auch die Wahl zwischen drei Künsten: »gut singen, gut jauchzen und jodeln, oder gut pfeifen« zu können. - Er wollte gut jauchzen können.
Am Morgen nun, als er mit dem Melkstuhle bergab sprang, wollte er seine Kunst probieren, und wirklich konnte er jauchzen, dass er sich selber gern hörte und immer zujauchzte. - Als er nun drunten im Tale so schön jauchzte und jodelte, verwunderten sich seine Kameraden sehr, und er musste ihnen erzählen, wie er es erlernt habe. - Der Senn wollte auch so schön jauchzen können, und ging an einem Frühlingsabend in die Alphütte hinauf, um von den drei fremden Käsern das Jauchzen und Jodeln zu lernen. - Es ging ihm Anfangs wie dem Handbuben, aber zu ihn auf dem Lager im Winkel erblickten: Dich hat Niemand geheissen.« - Sie zerrissen ihn in Stücke.
Quelle: Volksthümliches aus Graubünden, D. Jecklin, vollständige Neuauflage, Berlin 2014
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.