In einer Wirtsstube zu Peist im Schanfigg sass eines Abends eine Gesellschaft lustiger Burschen beisammen, trank dunkelroten Veltliner, und nicht wenig, und konnte mit Spässen und mutwilligen Possen keine Ende finden. Da trat spät noch ein Fremder ein, der in der Herberge übernachten wollte und sich einen guten Tropfen vorsetzen liess. Die jungen Leute luden ihn ein, an ihrem Tische Platz zu nehmen und beim Kartenspielen mitzuhalten, und er nahm das gerne an. Alles war guter Dinge, und der Fremde wurde immer gesprächiger. Der weinseligen Runde fiel es nicht auf, dass er sein grünes Hütchen mit der frechen Hahnenfeder nicht vom Kopf brachte. Zuletzt anerbot er sich, die ganze Zeche zu bezahlen, wenn der letzte, der die Stube verlasse, mit Leib und Seele inskünftig ihm dienen wolle. Ausserdem werde er dann jedem zum Andenken an diesen fröhlichen Abend die Tasche mit einem schönen Stück Geld füllen.
Die seltsame Bedingung, an die das Geschenk gehängt war, machte die Jungen indes doch etwas stutzig, und sie sahen einander mit langen Gesichtern an. Nun war keiner mehr im Zweifel, mit wem man es da zu tun hatte, und alle verwünschten insgeheim den Augenblick, in dem der Grünfrack zu ihnen hereingekommen war. Aber wie konnten sie ihn jetzt wieder loswerden? Ihn zum Abzug zu zwingen, getraute sich keiner. Es war eine ungemütliche Lage.
Nur einer unter ihnen, der kleine Peterli genannt, ein ganz pfiffiger Bursche, bewahrte kaltes Blut. Der war bei allen Streichen vornean, und sein Wort war das der ganzen Schar. Dieser rief, als alle ratlos schwiegen, keck und auf den Stockzähnen lachend: „Also, die Abmachung gilt, dafür stehe ich. Vorwärts, das Licht gelöscht, und der letzte, der hinausgeht, wird von dem Herrn da mitgenommen!“
Die Lampe wurde ausgeblasen, und der Grüne stellte sich an die Türe, bereit, seine Krallen in den Arm des letzten unter den Abziehenden zu schlagen. Der Mond schien hell in die Stube, als die Burschen, die erst noch so ausgelassen gescherzt hatten, kleinlaut hinaustraten. Peterli hatte es so eingerichtet, dass er der letzte war. Schon standen die andern draussen, und eben wollte der Satan auf ihn losstürzen. Aber Peter war nicht links und sagte in gut geheucheltem Ton der Empörung: „Nur langsam, dort ist mein Hintermann!“ indem er auf seinen grossen Schatten an der Wand zeigte. Der Teufel liess ihn fahren und wollte sich über den vermeinten Allerletzten hermachen, während Peterli das Urbild rettete. Der Teufel, der wieder einmal angeführt war, stampfte sich unter Wutgeheul und scheusslichem Schwefelgestank an Ort und Stelle in den Boden hinein. Mit den listigen Peister Buben wollte er ferner nichts mehr zu tun haben.
Aus „Schweizer Sagen“ Arnold Büchli, Zürich, 1966
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.