Battista war aus dem Tessin in ferne Länder ausgewandert und hatte dabei viel Geld verdient, aber als er zurückgekehrt war, lebte er in Sorge darüber, wo er es verbergen sollte, denn er hatte ein wahres Plappermaul zur Frau, die kein Geheimnis für sich behalten konnte.
«Wenn meine Frau das viele Geld sieht», dachte er bei sich, «dann geht sie hin und erzählt es überall. Hernach-kommen die Diebe und stehlen mir meine Habe.» Darauf kam ihm in den Sinn, seine Goldvögel in einem Öl Krug zu verstecken und dann unten im Obstgarten zu vergraben. Also ging er in die Küche, schaute sich dort um und suchte den Öl Krug.
«Was willst du mit diesem .Öl Krug machen?» fragte die Frau.
«Schweig doch!», gab er zur Antwort, füllte ihn heimlich mit Goldstücken und deckte ihn wieder zu. Aber seine Frau fragte:
«Ei, was ist da in dem Öl Krug drin?»
«Schweig doch!»
«Warum ist er so schwer?»
«Schweig doch!»
«Warum tönt er so merkwürdig?»
«Ach, schweig doch!»
Darauf ging er in den Garten, grub ein Loch, stellte den Topf hinein und deckte ihn wieder mit Erde zu. Die Frau jedoch fing wieder an:
«Warum hast du ihn vergraben?»
«Ach, schweig doch und lass mich in Ruhe!»
Darauf ging sie hin und erzählte einer ihrer Gevatterinnen, wie ihr Battista einen Öl Krug voll «Schweig doch» vergraben und ihn in einem Loch namens «Schweig doch» versteckt habe.
Die Gevatterin begegnete einer andern und erzählte das Geheimnis weiter, und diese hinwieder überbrachte die Neuigkeit einer dritten, so dass die Sache bald überall im Dorf herum besprochen wurde. Es waren aber auch einige Spitzbuben in der Gegend, die merkten bald, was für ein Ding hinter diesen Worten stecken könnte. Sie gingen hin, suchten nach und sahen auch richtig, dass an einer Stelle die Erde frisch umgegraben war. Sie gruben nach und entdeckten wirklich den Öl Krug mit den blanken Goldstücken darin. Eiligst nahmen sie das Gold heraus und Hessen den leeren Öl Krug in der offenen Grube liegen.
Als die Hausfrau in den Garten kam und die Bescherung sah, lief sie sogleich zu ihrem Mann und sagte zu ihm: «Weisst du schon, dass die Mäuse all das ,Schweig doch\' gefressen haben, das du in dem Öl Krug versteckt hattest?» Zu spät erkannte jetzt der Mann, dass er durch das dumme Plappermaul seiner Frau sein ganzes, mühsam verdientes Vermögen verloren hatte.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.