Es Schniderli chunnt einisch uf sir Wanderschaft hungerig und halb ohmächtig zu m-ene Sennhof und heuscht öppis z'Mittag. Sie geben ihm es Chnucheli voll Zigermilch. Die het ihm geschmückt, und wil just no öppis Wenigs übrig gsi isch, so het er es Papier gno und da Ziger dri igwigglet, für ihn uf em Weg z'verzehre.
Wie's denn so i Burehüseren isch — s'git im Summer vil Fleugt, und dem Schnider si au e Schwärm a d' Ziger ghocket. Derno het er si mit eim Chlapf z'tod gschlage. Sibe z'töde-n in Eim Streich isch für ne Schnider kei Chlinigkeit. Drum het euse Held im nöchsten Ort e Tafele gchauft und schribt druf: „Sibe tödt in Eim Streich ohni Zorn ! " und hänkt da Schild a Rügge. Stell me sich vor, wie d'Lüt werde Nespett gha ha vor dem Schnidergsell, wo si das glase hei.
Er reiset witer und chunnt zu me Wald. Do isch grad afangs es Vogelnest gsi und die Junge drin rif zum Usflüge. Er nimmt der schönst devo us und steckt en i Sack.
Won er paar Schritt witer gst isch, sindt er en große Schnägg mit sammt em Hus und stoßt en in ander Sack. Won er afe lang glaufe gsi isch und der Wald e keis End meh will näh, isch er vor Müedi abghocket und uf der Stell igschlofe.
J dem Wald hei aber zwei Riese ghuset, dick wie Chilchstürm und so höch , as si hätte chönne der Mond mälche. Die treffe de schlofed Schnider a und lese die Jnschrift uf der Tafele : „Sibe tödt in Ein, Streich ohni Zorn!"
„Potz Wetter," hei si zäme gseit, „dem wurd mes au gar nit agseh, as er so stark isch ! "
Si wecke ne und froge, ob er dörf zu dem stoh, was er do uf e Rugge gschribe heig.
„Das wil i meine ! " seit er. Jetz hei die Riese verlangt, er müeß mit ene um's Gwett si Sterki zeige. Der erst Ries het gseit: „J will i Eim Othezug d'Aest ab de Bäume blose. Machsch das au noche?"
„No öppis Schwerers ! " seit de Schnider; „i will dem erste beste Husthier d'Hörner i Chopf zrugg blose."
„Das möchte mer au gern gseh," säge die Riese. Derno nimmt der Schnider si Hüslischnägg füre und seit, das sig jetz s'erst best Husthier, und macht derno sis Kunststück.
Aber die Riese si mit dem nit zfriede gsi und säge derno, vo-m-ene Schniderli loje si sie nit tschöpple; er müeß sini Chrefte zeige, nit si Witz. Der zweut Ries het gseit, jetz welle sie probiere, wer am höchste mög Stei bengle.
„s'Blibt derbi! " macht der Schnider. Jetz schießt afe der Ries, und gar unerchannt höch. Der Schnider het wider zum Schin e Stei gsuecht, längt aber i Sack und zieht dä jung Vogel use und wirft en i d'Höchi. Dä isch gar nümm abecho, immer witer und höcher gstige, und die Riese hein ihm nohgluegt, bis ne der Aecke weh tho het. „Das hesch jetz guet gmacht!" hei sie gseit; „jetz sellsch i eusi Gsellschaft ufgno si, und das Erst was mer mache, isch — e Prinzessi z'raube."
Das het eusem Schniderli gfalle und er het fast nit möge gwarte, bis es gnachtet het. Jm gliche Wald het uf eme feste Schloß e Graf glebt. Der het es wunderschöns Töchterli gha, mit der gar mänge vornehme Ritter gern Buelschaft agchnüpft hätt; doch au der Schönst, wo treit zwo silbrig Spore, Goldringli a den Ohre, E Federe voll Goelstei, isch abgwise worde. Worum? Der Waldgraf het a selbe zwei Riese gar bös Find und Nochbere gha ; sie hei ne gschädiget a Land und Guet, wo sie hei chönne. bis s'zletscht durs ganz Land bekannt gmacht worden isch: Wer's Grafe Töchterli zur Frau well, müeß zerst die zwei Riese überwinde.
Au eusem Schnider ist das z'Ohre cho gsi und het em vil z'studiere ga. Selbi Nacht si die zwei Riese mit ihrem neue Ghilfe druf los, schliche zue dem Schloß und gsehi, daß d'Prinzessi in ihrem Kabinetli no Liecht het. Sie stelle ne Leitere a und der Schnider mueß vorewegg ufe go kundschafte. Jetzt erblickt er das Fräuli rüehig uf em Bett schlofe, schön wie nes Engeli uf ere Wulche, und neben an em es gschliffnigs grüsligs Schwert. Aber der Schnider loht si vo dem Engelsgsichtli und dem zuckerige Müli nit us der Fassig bringe, stigt ine und heißt die Riese sätteli ufecho. Wie der erst chunnt und will zum Pfeister iporze, stoht der Schulder zweg mit em Schwert und haut dem Malchis der Chopf ab ; mit aller Chraft zehrt er derno der Stumpe is Schlofzimmer. So het er's au dem zweute gmacht. Ietz erst isch er zum Flumbett hi gange, het mit süeße Worte das Grafetöchterli gweckt und frogt : „Lueget um ech , schöns Fräuli, wie es großes Fanggeld zahlt Eue Vater für fettig Raubvögel?" Und wo die Prinzessi die zwei Unholde todt in ihrem schwarze Bluet het gseh ligge, wo dure Stubebode wegglaufe isch , und das Werk vo ihrem ritterlige Fründ betrachtet, isch sie dem Schnider vor Freud und Dankbarkeit um e Hals falle, und mörnderisch hei sie zäme Hochzit gmacht.
Quelle: Sutermeister, Otto: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz Solothurn. (Verkürzt nach B.Wyß Schwyzerdütsch S. 48.) S.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.