Der Hellhafe

Land: Schweiz
Kategorie: Legende

Es Meiteli het si Vater und Mueter verlore und her wäge dem rächt briegget. Aber es isch nit nume wäge dem eso trurig gsi, wil's jetz keini Eltere meh gha het; nei, am allermeste het's dessetwäge nid höre chönne z'briegge, wil si Vater, wo sust meh fromm und frei gsi ist, eso gäch ist ewägg gstorbe und si Sach nid meh het chönne mache; und do het's ebe gmeint, de Vater sig jetz wäge dem i d'Hell cho. Si Mueter higägen aber, wo eis di bös gsi isch und ne schlächte Läbeswandel gfüert gha het, dere het do vor em Stärbe zue der lieb Gott ihri Sach no rächt schön la mache, und sie isch emole do eso grujig gstorbe, as me het müesse meine, sie sig jetz gwüssgwüss i Himmel cho. Wäge dem het s'Kathrindli ebe eso briegget und isch gar nie meh froh gsi. Do einisch erschint em ämel au der Sant Peter und frogt, worum as es denn gäng brieggi. Und es seit em, was em am Herze ligi vo wäge Vater und Muetere.

Do füert's der Sant Peter vor d'Himelsthüre und heisst's det warte, goht i Himel ine und chunnt enandernah mit sim Vater zrugg. Da git em Töchterli d'Hand und seit: „He, willkumm, Kathrindli, bist au do?" Der Sant Peter het em aber halt scho gseit gha, worum as es do sig. Und der Vater het em no allerlei gueti Lehre gä, und wenn's so fromm sig, so chöm es au einisch hi, won er jeze seig, und denn fähl's eim nie nid, we me de scho ugsinet stärbi. Und derno het er sim Meiteli no-n-emol d'Hand gä und ist mit em Sant Peter ewägg und furt. Jetze gli ist do en Andere cho und het s'Meiteli abegfüert vor es fisters Tor, het do e chli uftho und s'Meiteli ie luege lo — und do isch ebe d'Hell gsi.

Do het's do si Mueter im e Chessel voll heisse Wasser gseh sitze, und wo die ihres Chind gwahret, het sie gseit: „Ae, willkumm, Kathrindli, bist Du au do?" und het em do au Ermahnige gä, as es nid einisch i d'Hell chöm. Und wo s'Meiteli wider het furt wolle, het sie em d'Hand gä und gseit: „Adie, Kathrindli, läb wohl." Aber do demit het sie em Kathrindli si Hand ganz verbrönnt, ebe wil sie i der Hell gsi isch und brunne het. Und wo s'Kathrindli wider uf d'Welt ufe cho ist, het's gar es guets, ordeligs Meitschi abgä.

Quelle: Sutermeister, Otto: Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz (Nach Nochholz Schweizersagen II. S. 303.) 

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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