In uralter Zeit lebte ein tüchtiger Schmied, der sich großer Kundschaft erfreute. Ein vornehmer Reitersmann hielt auch einmal vor der Schmiede an und ließ vom Meister sein Pferd beschlagen. Das ging so geschwind, und das Eisen saß so gut, daß er sich zur Belohnung etwas wünschen durfte. Die Frau stand hinter ihm und raunte ihm ins Ohr: "Wünsche dir den Himmel!“ – „Den müssen wir verdienen“, sagte der Schmied, „den können wir nicht wünschen. Nun, ich besitze einen schönen Kirschbaum, der jedes Jahr über und über mit schwarzen Kirschen behangen ist, doch wenn ich sie pflücken will, ist immer schon einer drauf gewesen und so habe ich das Nachsehen. Ich wünsche, daß der Spitzbube, der auf den Baum klettert, nicht mehr heruntersteigen kann und er mich zu Hilfe rufen muß!“
Nach einiger Zeit ritt der vornehme Herr wieder vor die Schmiede, um sich das Pferd beschlagen zu lassen. Als der Schmied sich als Lohn wieder etwas wünschen durfte, flüsterte ihm die Frau wieder zu: »Wünsche dir den Himmel!“ Der Mann erwiderte: „Ach mit deinem Himmel, den muß man doch verdienen.“ Dann wandte er sich zu seinem Gönner: „In der Stube steht ein Lehnsessel, der immer besetzt ist, wenn ich drauf sitzen will. Ich wünsche, daß der, welcher drin sitzt, drin kleben bleibt, bis ich ihm heraus helfe.“
Nach einigen Monaten mußte er wieder ein Pferd des Edelmannes beschlagen. Als er abermals einen Wunsch tun konnte, stellte sich die Frau wieder an seine Seite: "Wünsch dir den Himmel, du Narr, wünsch dir den Himmel!“ Der Mann stieß sie weg: „Laß mich doch in Ruhe mit deinem Himmel, den muß man verdienen und nicht wünschen. Ich habe hier einen Nagelsack“, sagte er zum Reitersmann, „aus dem mir oft Nägel gestohlen werden. Wer in das Sacki greift, soll die Hand nicht mehr herausbringen, bis ich ihm helfe!“
Als der Schmied alt geworden, kam der Teufel, um ihn zu holen, da er den Himmel verscherzt habe. Der Schmied sagte ruhig, er hätte noch nicht Zeit zu kommen, er müsse noch einen alten Dreifuß flicken. Er solle ihm aus diesem Sack flink einen Nagel herausgeben, damit es schneller gehe. Der Teufel griff hinein und blieb mit der Pfote drin hängen. „Laß mich los“, schrie der Teufel. „Schenke mir noch ein paar Jährchen«, sagte der Schmied, „dann laß ich dich los.“ Der Teufel versprach es und lief, die Rechte schüttelnd, davon.
Als die geschenkten Jahre um waren, meldete sich der Teufel wieder. Der Schmied sagte: „Gleich bin ich bereit, ich will nur noch das Sonntagsgewand anziehen, geh in die Stube und setze dich in den Lehnstuhl.“ „Der Teufel tat, wie er ihn geheißen, der Schmied zog das Sonntagsgewand an und stellte sich vor den Teufel und sagte: „Jetzt bin ich bereit, steh auf!“ Der Teufel rückte und rückte und konnte sich von dem Stuhl nicht mehr los machen. „Sieh“, sagte der pfiffige Schmied, „gib mir noch einige Jährchen, dann laß ich dich frei!“ Der Teufel versprach es und hinkte davon.
Als die Zeit um war, erschien der Böse wieder und rief schon von weitem: „Jetzt ist es aus, jetzt nützt dir alle Ausrede nichts mehr!“ – „Gleich, gleich“, versetzte der Schmied und verkniff die Augen, „nur möcht ich dich bitten, da grad die Kirschen reif sind, mir schnell ein Körbchen voll zu pflücken, damit ich mich satt essen kann, bevor ich den schweren Gang antrete!“ Der Teufel kletterte auf den Baum und sammelte die Früchte, konnte aber nicht mehr herunter. Der Schmied tanzte vor Freude und lachte ihn tüchtig aus. „Laß mich hinunter«, jammerte der Teufel, »ich schenke dir gerne noch einige Jahre!“ – „Nein, nein“, sagte der Schmied, „so schnell kommst du mir diesmal nicht davon. Liessest du mich los für immer, so darfst du heruntersteigen.“ Der Teufel versprach es, kletterte eilig hinunter, rollte den Schwanz auf und verschwand.
Als der Schmied endlich starb und an die Höllenpforte klopfte, hieß es, ihm werde nicht aufgemacht. Da wanderte er weiter zur Himmelspforte, und dort wies ihn Petrus mit brummiger Stimme zurück. „Für dich ist kein Platz hier, denn du hast dir nie den Himmel gewünscht!“ Da warf der Schmied schnell sein Schurzfell hinein, sprang darauf, und als Petrus ihn hinausweisen wollte, sagte er, er stehe hier auf seinem Eigentum.
Petrus verzog sein Gesicht zu einem freundlichen Lachen und klopfte ihm auf die Schultern: „Mit solcher List ist noch keiner hier hereingeschlüpft!“
Quelle: J. Jegerlehner, Sagen und Märchen aus dem Oberwallis, Nr. 114
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.