Die fünf Brüder

Land: Island
Kategorie: Zaubermärchen

Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die waren sehr arm und lebten zusammen mit ihren fünf Söhnen in einer einfachen Hütte. Wenn der Vater und die Mutter auf die Wiese gingen, um Gras zu mähen, dann spielten die fünf Jungen vor dem Haus.

Einmal kam eine sehr alte Frau an der Hütte vorbei. Sie sah die Kinder und rief: „Bitte gebt mir einen Schluck Wasser, ich habe grossen Durst.“

Da füllte die Jungen einen Becher mit Wasser und gaben ihn der alten Frau.

Sie trank in grossen Schlucken und sagte dann: „Ihr seid sehr freundlich zu mir. Wie heisst ihr denn?“

„Wir haben keine Namen“, antworteten die Brüder.“

„Dann will ich euch welche geben“, sagte die alte Frau. Sie zeigte auf den Ältesten und sagte; „Du kannst gut aufpassen und sollst Wachgut heissen“, dann zeigte sie auf alle anderen und gab ihnen Namen: Klettergut, Haltgut, Haugut und  Spürgut, dann ging sie davon.

Als die Eltern zurückkamen, erzählten die fünf Jungen alles und die Mutter meinte: „Wer weiss, vielleicht bringen euch die Namen Glück!“

So vergingen die Jahre, die Jungen wurden grösser und stärker und wollten die Welt kennenlernen. Die Eltern gaben ihnen Proviant mit und dann zogen die fünf Brüder los. Sie wanderten lange durch das Land, bis sie im Winter zum Königsschloss kamen. Dort klopften sie an das Schlosstor. Sie wurden vor den König gebracht und fragten, ob sie den Winter im Schloss verbringen könnten.

Der König sprach: „Ihr dürft gerne hier im Schloss bleiben, wenn ihr versprecht in der Weihnachtsnacht meine Töchter zu bewachen. Denn schon zwei sind in der heiligen Nacht verschwunden und nur noch drei sind übrig.“

Die Brüder versprachen es gerne und man zeigte ihnen den Turm, wo die Königstöchter wohnten.

Als die Weihnachtsnacht kam, setzte sich Wachgut vor den Turm, um Wache zu halten. Drinnen sassen die anderen Brüder bei den Königstöchtern und passten auf. Als Mitternacht kam, hörte man auf einmal das Knacken und Schnaufen von einem Troll und Wachgut warnte vor dem Angreifer. Dieser schob seine riesige Trollhand zum Fenster hinein und wollte nach einer der Königstöchter greifen. Aber Haltgut hielt ihn fest, Haugut zog sein Schwert und hieb auf den Troll ein, so dass dieser laut schrie und davonsprang.

Sofort nahmen die Brüder die Verfolgung auf. Spürgut konnte das Trampeln des Trolls spüren und den Weg zeigen, bis sie zu einer grossen Felswand kamen. Klettergut stieg die Wand hinauf, zog die Brüder hoch und schon standen sie vor einer mächtigen Höhle, wo die gefährlichen Trolle wohnten und man ganz leise ein Weinen hörte.  Die Brüder schlichen sich an, überwältigten die Trolle und warfen sie den Felsen hinunter, sodass sie tot liegen blieben.

Aber woher kam das leise Weinen? Sie gingen tiefer in die Höhle hinein, bis sie im Berg eine Kammer fanden, wo die zwei Königstöchter sassen und weinten. Wie freuten sie sich, als die fünf Brüder sie befreiten!

Gemeinsam gingen sie zum Königsschloss zurück und jetzt gab es ein Weihnachtsfest, wie man es noch nie gesehen hatte. Es wurde gefeiert, getrunken, gegessen, gesungen und der König konnte sein Glück kaum fassen. Schliesslich sagte er: „Als Dank schenke ich euch alles, was ihr wollt, Gold, Perlen, Edelsteine und meine Töchter zur Frau!“

So wurde gleich fünf Mal Hochzeit gehalten und die fünf Brüder lebten noch lange in Reichtum und Glück. Manche aber sagen, dass sie noch heute durch die Welt ziehen und allen helfen, die in Not sind. Denn so einen Wachgut, Haltgut, Haugut, Spürgut und Klettergut kann man immer brauchen.

Fassung Djamila Jaenike, nach: aus Märchenforum Nr. 104, neu erzählt nach: J. C. Poestion, Isländische Märchen. Wien 1884, unter dem Titel „Wachtgut und seine Brüder“

Diese Website nutzt Cookies und andere Technologien, um unser Angebot für Sie laufend zu verbessern und unsere Inhalte auf Ihre Bedürfnisse abzustimmen. Sie können jederzeit einstellen, welche Cookies Sie zulassen wollen. Durch das Schliessen dieser Anzeige werden Cookies aktiviert. Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Cookie Einstellungen

Diese Cookies benötigen wir zwingend, damit die Seite korrekt funktioniert.

Diese Cookies  erhöhen das Nutzererlebnis. Beispielsweise indem getätige Spracheinstellungen gespeichert werden. Wenn Sie diese Cookies nicht zulassen, funktionieren einige dieser Dienste möglicherweise nicht einwandfrei.

Diese Webseite bietet möglicherweise Inhalte oder Funktionalitäten an, die von Drittanbietern eigenverantwortlich zur Verfügung gestellt werden. Diese Drittanbieter können eigene Cookies setzen, z.B. um die Nutzeraktivität zu verfolgen oder ihre Angebote zu personalisieren und zu optimieren.
Das können unter Anderem folgende Cookies sein:
_ga (Google Analytics)
_ga_JW67SKFLRG (Google Analytics)
NID (Google Maps)