Die Raben des heiligen Meinrad
Meinrad (Meginrat) war der Sohn des Grafen Berchtold von Hohenzollern und lebte im 9. Jahrhundert. Er hielt sich eine Zeitlang als Mönch zu Reichenau auf. Dann begab er sich nach Rapperswil und erbaute auf dem Etzel eine Kapelle. Später entschloss er sich, Einsiedler zu werden, baute in der nahen Wildnis ein Bruderhaus, lebte von seiner Hände Arbeit und von Almosen und hatte keine andere Gesellschaft als zwei Raben, die er ernährte.
Hier lebte er lange Jahre, bis er von zwei Räubern in seiner Zelle ermordet wurde. Die Räuber begaben sich gen Zürich. Die Raben flogen ihnen krächzend nach. Dies machte sie verdächtig; sie stiegen da ab, wo zum Gedächtnis dieser Begebenheit das Wirtshaus zum Raben (Rappen) errichtet ist. Das Geschrei der Raben machte sie furchtsam; sie bekannten die Mordtat und wurden durch den damaligen Reichsvogt Adelbert zu Zürich zum Rade verurteilt. Walter, der Abt von Reichenau, liess Meinrads Leichnam nach Reichenau führen.
An dem Ort, wo Meinrad ermordet wurde, steht heute das Kloster Einsiedeln, welches wegen der Treue jener Raben zwei solche Vögel im Wappen führt.
Quelle: K. W. Glaettli, Zürcher Sagen 1970, Stadt Zürich und Zürichsee
Wörtlich aus P. Corrodi JZ 1951/52, S. 419, Nr. 4; Vernaleken, 234
Die Legende von den Raben ist schon in der ältesten Vita Meinrads aus dem 12. Jahrhundert enthalten.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch.