Man erzählt sich, dass 1620 drei Freiburger auf dem Weg ins Heilige Land waren. Obwohl sie wie Pilger gekleidet waren, wurden sie an der Grenze zur Türkei festgehalten.
Ausser dem Patois, ihrem Freiburger Dialekt, kannten sie keine Sprache und sie fürchteten nun um ihr Leben. «Vielleicht verhaften sie uns und halten uns für Spione. Was nützt es, wenn wir sagen, dass wir aus Léchelles, Carignan und Bollion kommen, es wird uns niemand verstehen».
Auf einmal trat ein grosser Mann vor sie. Er hatte einen Turban auf dem Kopf, einen mächtigen Bart und trug ein langes, wertvolles Gewand. Er nahm ihre Reisepapiere an sich und während er sie studierte, redeten die drei Männer in ihrem Freiburger Dialekt miteinander.
«Der sollte besser wieder verschwinden», sagte der eine.
«Ja, den sollte man zurechtstutzen», meinte der zweite
«Ihr habt recht», sagte der dritte, «lächerlich, wie er sich herausgeputzt hat. Als ob er nach Payerne auf den Markt wollte.»
Da brüllte der Fremde plötzlich im selben Dialekt: «Schluss jetzt! So redet man hier nicht!»
Die drei Freiburger fielen vor Schreck auf die Knie, entschuldigten sich vielmals und erwarteten ihr Todesurteil. Aber der Fremde sagte lachend: «Steht auf, meine Freunde. Mein Name ist Cagniard und ich komme aus Léchelles. Meine Reisen haben mich in dieses Land geführt und nun lebe ich hier und bin reich geworden. Bitte sagt mir: Lebt meine Familie noch?»
Jetzt erzählten die Reisenden alles aus ihrer Heimat, und Cagniard bat die drei Männer, auf dem Rückweg noch einmal vorbeizukommen, um Geschenke für seine Eltern mitzunehmen. So machten sie es, und einige Zeit später kehrten sie mit wertvollen Geschenken nach Hause zurück.
Sie klopften an die Tür von Cagniards Eltern und wollten die Geschenke übergeben. Doch statt Freudentränen zu vergiessen, machten die Eltern böse Gesichter, als sie erfuhren, dass ihr Sohn unter den Muslimen lebte.
«Besser, er wäre tot», sagten sie, wiesen die Geschenke zurück und wollten auch das Geld nicht annehmen. Dann schlossen sie die Tür und wollten nicht einmal den Brief ihres Sohnes lesen.
Da beschlossen die Reisenden die Geschenke zu verkaufen und das Geld für die Kathedrale St. Nikolaus zu spenden. Von dem Erlös liess man sechs Kronleuchter anfertigen. Zwei davon sollen allerdings verschwunden sein und niemand weiss, wo sie geblieben sind.
Neu erzählt von Djamila Jaenike, nach: «Les chandeliers de Saint-Nicolas», aus: J. Genoud, Légendes Fribourgeoises, Fribourg 1892. Eingelesen und aus dem Französischen übersetzt von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch