Im Bernerlande war einmal ein Küher, der die Armen betrog, seine Milch taufte und seinen Anken mit Ziger verfälschte. Als er starb, hinterliess er den Hof zweien Söhnen und einer Tochter, allein die waren nun nirgends mehr sicher vor dem Toten, der bei Tag und Nacht in allen Winkeln herumgeisterte. Man hörte ihn am Feuerherd seufzen und ächzen, in der Scheune polterte er als schwarzer Mann herum, auch machte er seinen Gang als Dorftier. Sie gaben daher den Hof an einen Pächter, dieser suchte sich auch bald wieder einen, der gab ihn einem dritten, und so wechselte das Gut in kurzer Zeit seine Besitzer, ohne dass es einer dabei aushalten mochte. Stets lagen schon am ersten Morgen die Kühe tot im Stalle. Zuletzt stand das Gut leer.
Nun meldete sich noch ein letzter Pächter, der um den Missstand wohl wusste, aber sich nicht davor fürchtete, sondern meinte, er werde dessen bald Meister werden. Seine Familie liess er einstweilen zurück und zog nur mit seinem Vieh in den Hof ein.
Bei der Stalltüre traf er einen schwarzen Mann, dem rief er zu: Choli, tu mer d'Türen uf! Sogleich öffnete sich die Stallung und die Kühe liefen an die Krippe. Choli, bind mer's Chüeli a, bind mer d'Stierli a!, fuhr der Bauer fort und alsbald standen alle Tiere angebunden, jedes an seinem besondern Stoss. «Choli, chumm ietzt mit mer i d'Kuchi», hiess es, und der Schwarze ging mit, half Holz scheiten, anfeuern und kochen, wie man ihm befahl. So folgte er und hantierte den ganzen Tag, bis in die Nacht. Da musste ihm der Bauer erst noch Feierabend bieten, sonst wäre des Schaffens und Lärmens kein Ende gewesen. «Choli, mir wend ietz e chli abliegge!», sagte der Bauer und ging in die Kammer. Der Schwarze folgte ihm und legte sich getreu zum Meister ins Bett. So ging's drei Tage und drei Nächte. Aber in der dritten Nacht verliess der Schwarze plötzlich das Bett, rief dem Meister und forderte ihn auf, ihm zu folgen. Zweimal gab ihm der Bauer keinen Bescheid; beim dritten Mal merkte er, dass es Ernst gelte und ging mit ihm. In der Küche übergab ihm der Schwarze Pickel und Haue, um damit den ganzen Küchenherd wegzuschlagen. Als dies getan war, musste eine grosse Platte mit vielem Schutt aus dem Boden gehoben werden, darunter lag eine Eisenkiste vergraben. Der Schwarze half sie mit herausziehen. Sie war ganz voll Geld. Dies habe ich, sprach er, den Armen abbetrogen, wenn du es wieder unter sie und ihre Kindeskinder verteilt hast, bleibt dir selber noch immer genug. Mit diesen Worten verschwand er. Der Bauer tat wie ihm befohlen war, verteilte das Geld und erstand mit dem Rest den Sennhof.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch