Vor schweren Gewittern kann man in den Schluchten des Wallbaches das laute Grunzen der Wallbachsau hören, als locke ein Mutterschwein ihre Ferkel herbei. Man erzählt sich, dass eine Frau aus dem Lenker Tal sich an keiner Arbeit freuen konnte. Und wenn sie schon etwas tat, dann schmähte und beschimpfte sie, was ihr in die Quere kam, roh und unflätig.
Hätte ihr Mann sie nicht zum Heuen oder Melken gezwungen, sie wäre nie unter der Dachtraufe hervorgekommen. Einst machte sie sich auf das Geheiss ihres Mannes nach einer bösen Gewitternacht auf den Weg nach den Haslenbergmatten, wo ihr Mann schon seit dem Morgengrauen am Mähen war. Ihre Kinder waren vorausgeeilt. Als sie bei ihrem Mann anlangte, meinte sie, dass die Kinder schon längst an der Arbeit wären. Der Mann fürchtete, die Kinder seien im Ronnenwald vom Weg gekommen, in den hochgehenden Bach gestürzt. Doch das kümmerte die Frau wenig und sagte, es wäre ihr gleich, wenn die Saukinder nicht mehr da wären. Diese schlimmen Worte bohrten aber wie ein Wurm in ihrem Herzen. Sie begann im Wallbachtobel herumzusteigen bis sie eines Tages nicht mehr zurückkehrte und gleich ihren Kindern verschollen blieb.
So warnt die Wallbachsau auch heute die Leute vor Ungewittern, die den Wallbach anschwellen und über die Ufer treten lassen. Die Frau kann keine Ruhe finden, solange die Gebeine ihrer Kinder in den Felskesseln des Wallbachs herumgetrieben und nicht im Gottesacker zur Ruhe gebettet werden.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch