Eine alte Handschrift berichtet, der Freiherr von Weissenburg sei mit seinen Kriegsvölkern vor Mülenen im Frutiglande gezogen und habe durch Morden und Rauben sehr grossen Schaden angerichtet. Die von Mülenen aber setzten sich, verstärkt durch die Leute aus der Umgebung, zur Wehr. Weil aber der Herr von Weissenburg damals einer der mächtigsten Zwingherren weit und breit war, mussten die Belagerten zuletzt von Mülenen weichen. Sie flohen bis oberhalb Reichenbach. Als nun die Weiber von Mülenen, Äschi und dort herum dies gewahrten, warfen sie mit raschem Entschlusse weisse Hemden und Tücher über sich, und bewaffneten sich mit Heugabeln, Heuschrotem und dergleichen Geräten. In solcher Rüstung zogen sie durch den Faltschengraben hinauf, bis obenhin, wo es noch heutzutag auf Engelburg heisst. Von dort gingen sie den Weissenburgern entgegen. Als diese den seltsamen Zug sahen, glaubten sie nichts anderes als dass Engel den Bedrängten zu Hilfe kämen. Darüber ergriff sie ein derartiger Schreck, dass sie die Flucht ergriffen. Nun eilten ihnen die von Mülenen nach und erfochten einen vollständigen Sieg über sie. Der Ort aber, wo die vermeintlichen Engel zum Vorschein gekommen waren, wurde hinfort die Engelburg, das Dorf darunter aber wurde von den überlisteten Feinden wegen solcher Falschheit und Weiberlist Faltschen genannt.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch