Oberhalb des Haldenwaldes stand eine zerfallene Hütte an der die Sennen nur ungern vorbeigingen. Denn immer vernahm man aus dem Inneren unheimliche Geräusche. Wer trotz Warnung die Hütte betrat, kam nie wieder heraus.
Einst fasste sich ein Bursche ein Herz und betrat die Hütte. In der Stube erblickte er ein grosses Bett. Ohne sich lange zu besinnen, legte er sich hinein, denn er war müde. Eine Weile blieb es still. Dann stand plötzlich ein geisterhaftes Wesen im Raum, das sechs Teller, sechs Gabeln und sechs Messer mit sich trug. Der Bursche rührte sich nicht. Da ging der Geist auf einen Eisenring zu, der am Boden eingelassen war, und forderte den Burschen auf, daran zu ziehen.
«Ich hab's nicht geschlossen und will's auch nicht öffnen», sagte der Bursche. Da zog der Geist selbst an dem Ring und eine Treppe zeigte sich. Der Geist ging die Treppe hinunter und der Bursche folgte. Sie kamen an eine verschlossene Tür, die ihn der Geist öffnen hiess. «Ich hab's nicht geschlossen und will's auch nicht öffnen», sagte der Bursche.
Da öffnete der Geist die Tür. Am Ende des Ganges gelangten sie an ein gewaltiges Tor. Und nun betraten sie ein grosses Gemach. Die Wände gleissten und funkelten in allen Farben. In der Mitte stand ein Kessel angefüllt mit Gold, das in vier gleiche Teile geteilt war.
Der Geist sagte: «Wenn du den richtigen Teil wählst, dann gehört der ganze Kessel dir.» Sonst werde er mit den sechs Messern zerschnitten und sein Fleisch mit den sechs Gabeln auf die sechs Teller verteilt. Kurz entschlossen wählte der Bursche alle vier Teile des Goldes. Da war der unheimliche Geist mit einem Male verschwunden. Seither war der Spuk aus jener Hütte verbannt.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch