Zwerg in der Stampfe

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Ein Mann im Simmental besass eine Stampfe. Doch trug diese nichts mehr ein und war ihm eine Last. Er beschloss, die Stampfe aufzugeben.

‏Als er eines Abends heimkam, war aller Vorrat an Gerste gestampft und alles saubergefegt. Dies geschah von nun an öfters, ohne dass der Stampfmüller eine Spur des unsichtbaren Helfers hätte finden können. Doch plagte ihn die Neugier. So kroch er an einem Samstag in den Estrich über der Stampfe und guckte durch eine Ritze hinunter. Es ging nicht lang, da hob sich ein Laden des Fussbodens. Ein Spitzkopf schaute herauf, sprang dann auf den Boden. Es war ein drei Fuss grosses Männchen, das sich flink an die Arbeit machte. Nachher fegte es die Stampfe, ölte die Räder und stellte das Wasser ab. Dann sah es mit trauriger Miene an sich herab, auf seine zerschlissenen Kleider und jammerte erbärmlich, ehe es verschwand. Da liess der Müller Kleidchen, Schuhe und Filzhütchen machen und legte alles bereit. Am nächsten Samstagabend gewahrte der Zwerg das Kleid, die Schuhe und das Hütchen, kleidete sich an, tat einen Freudensprung und verschwand mit dem Spruch:

‏«Ig nit meh stampfe mah,

‏Ig schön Chleidli ha.

‏Ig jetzt tanze gah.»

 

Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986

Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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