Das hochgelegene Iffigentälchen ob Lenk soll vor alten Zeiten ein fruchtbares Gelände gewesen sein. Selbst Korn und Wein wuchsen dort. Zu jener Zeit lebte dort auch ein Doktor, der weithin berühmt war. Einst wurde er zu einem Kranken ins Tal von Lenk gerufen. Trotz seines Wissens kannte er kein Mittel gegen diese Krankheit. Er gab sich grosse Mühe, doch umsonst. So befragte er ein altes Männchen. «Das kann nur der Teufel wissen!» sagte das Männchen. «Gehe nach Hause, stelle mitten ins Zimmer einen Stuhl, setze dich darauf und nimm ein Buch zur Hand! Dann wird der Teufel erscheinen und dir das Mittel nennen. Vergiss jedoch nicht, um den Stuhl einen Kreidekreis zu ziehen, damit der Teufel keine Gewalt über dich hat.» Der Doktor tat, wie ihm geraten war. Der Teufel erschien ebenfalls mit einem Buch und forderte den Doktor auf, sich ihm zu verschreiben: «denn sein Geschäft gestatte es nicht, eine reife Beute fahren zu lassen. Ein Stück gegen das andere!» lautete die Forderung, «dann magst du das gewünschte Mittel kennen lernen.» Der Angstschweiss rann dem Doktor von der Stirne. Doch er lehnte endlich ab und erst jetzt besann er sich, dass er vergessen hatte, den Kreis um sich herumzuziehen. Zornig verliess der Teufel das Haus, das in seinen Grundmauern erzitterte und von einem entsetzlichen Gestank erfüllt wurde. Denn die Seele des Doktors wäre dem Teufel lieber gewesen als die Seele des kranken Bauern.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch