Zwei Burschen von Habkeren besuchten einst zwei Jungfern, von welchen die Leute nicht sagen konnten, wer sie waren und woher sie gekommen seien. Die Jungfern gestatteten den beiden täglich bei ihnen beim Abendsitz zu sein, nur nicht am Freitag oder Samstag. Die Neugierde der beiden war so gross, dass sie einst an einem Freitag an das Haus heranschlichen und durchs Fenster guckten. Da sahen sie, wie die eine der Jungfern aus einem Tiegel heraus ein Brettchen mit einer Salbe bestrich und sprach: «Zum Kamin hinaus und nirgends an!» fort war sie. Die zweite tat desgleichen. Kaum waren die Jungfern verschwunden, machten sich die beiden Burschen im Haus über den Zaubertiegel her und taten den Spruch. Da wurden sie durchs Kamin fortgetragen bis nach dem Seefeld hinter Beatenberg. Dort stand ein Palast, der mit Leuten angefüllt war. Viele Musikanten sassen da. Darunter befand sich auch die Katze der Sennen. Bald ging der Tanz los. Es wurde Speis und Trank aufgetragen, aber kein Brot. Endlich brachte man den Burschen ein Buch, in welches sie ihre Namen einschreiben sollten. Beherzt ergriff der eine der Burschen den Gänsekiel und schrieb in die Mitte des Blattes den Namen «Jesus Christus». Plötzlich war's aus mit der Herrlichkeit. Der Palast zerfiel und die ganze Strüdelgesellschaft stob auseinander. Die Brüder aber fanden sich auf der Seefeldalp wieder. Das Zauberbuch aber war in ihren Händen geblieben. Sie brachten es dem Landvogt von Interlaken, der's in den brennenden Ofen werfen liess. Doch es verbrannte nicht, bis er's an eine Heugabel steckte und fest über das Feuer hängte.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch