Im Jahre 1156 war ein Herr Diebold Gebieter zu Strettlingen. Seine Gemahlin war Frau Anna, die schenkte ihm drei Söhne, mit Namen Richard, Otto und Marquard. Aber Herr Diebold vergass die Herrlichkeit seiner Kirche, erwies sich undankbar, indem er geistliche Freiheiten zerstörte und ihr Gut an sich zog. Der Kilchherr verwarnte ihn seiner schweren Sünde. Diebold aber drohte ihm und ging zornig nach seiner Burg hinauf. Da wurde er vom bösen Geist besessen, der ihn bis auf den Tod plagte. Sankt Michael aber erzeigte ihm Gnade und heilte ihn. Da bekannte Herr Diebold seine Sünde und gelobte zurückzugeben, was er der Kirche geraubt hatte. Was Frau Anna und ihre drei Söhne in diesen Dingen verfügen sollten, wollte er gutheissen. Als er dann aber den Brief darüber siegeln sollte, weigerte er sich und zornig ritt er von der Burg hinweg. Wie er in den Wald hinaufkam, an die Ecke beim Bannacker, schrie und lästerte er und starb ohne alle Vernunft. Seine Seele fuhr aus seinem Leibe in ein Moos, welches darum Höllenmoos genannt wurde; denn Diebolds Geist schaffte hinfort dort Menschen Angst und Pein.
Frau Anna und ihre Söhne aber vergabten der Paradieses- Kirche reiches Gut, darunter auch den Barmacker, auf welchem Herr Diebold gestorben war, dazu einen Weingarten im Goldenen Hof, den man noch heute nennt Sankt Michaels Weingarten. Der Papst aber befahl, beim Höllenmoos ein Bruderhaus zu bauen zum ewigen Gedächtnis.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch