Ein im Obergaden schlafender Knecht konnte durch einen Spalt in der Diele seinem Bauern zuschauen, als dieser einen grossen Haufen Geld im Stalle in die Erde vergrub, und hörte ihn sagen, diesen Schatz solle niemand bekommen, als ein Mann, der auf einem schneeweissen Geissbock von der Stelle weg, wo der Schatz vergraben liegt, rückwärts auf dem Tiere sitzend, durch den Stall und die Stalltüre hinausreite. Mehrere Jahre später traf der ehemalige Knecht die Söhne des Bauers auf einem Markte und fragte sie, wie es gehe. Nicht gut! Der Vater sei gestorben und habe nichts hinterlassen. Sie hatten doch geglaubt, er hätte ein schönes Vermögen beieinander. Jetzt erzählte er ihnen, was er in jener Nacht beobachtet hatte. Sie gingen und gruben an der Stelle, wo der Schatz vergraben lag, und fanden einen Hafen, der mit Kieselsteinen angefüllt war. Jetzt kauften sie bei der ersten besten Gelegenheit ein frischgeworfenes weisses Ziegenböcklein, zogen es mit Milch auf und probierten von Zeit zu Zeit, ob es stark genug sei, einen ausgewachsenen Mann zu tragen. Sobald dies der Fall war, stellten sie den Ziegenbock auf den Platz des Schatzes, einer der Söhne setzte sich verkehrt auf seinen Rücken, und da lief das Tier mit ihm durch die Stalltüre hinaus bis zur Hausecke wo es ihn abschüttelte, in die Luft hinauffuhr und spurlos verschwand. Jetzt fanden sie im Hafen nicht mehr Kieselsteine, sondern schönes Geld.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch