In der Gegend von Sumiswald, Wasen und Hornbach erzählt man von einem grünen Reiter auf der Schlange. Im Tal Hornbach befindet sich ein Bauernhof, der ebenfalls Hornbach heisst, am Flüsschen gleichen Namens. Im 18. Jahrhundert, so wird erzählt, waren die Maitschi jenes Hofes damit beschäftigt, ihre Wäsche an einer tiefliegenden Stelle nahe am Bach zum Trocknen aufzuhängen. Da kam ein grüngekleidetes Männchen daher, das ein Hülfterchen um den Leib gebunden hatte. Er grüsste sie freundlich und sagte ihnen, sie sollten ihre Wäsche wegnehmen, sonst könnte sie ihnen fortgeschwemmt werden. Die Maitschi lächelten nur. Allein es kam bald ein starker Regen und die dunklen Wolken häuften sich so an, dass die Mädchen mit ihrer Wäsche davoneilten. Wie ein Wolkenbruch ergoss es sich über die Gegend des hinteren Teils von Hornbach. Der Bach schwoll an, die Einwohner strömten aus ihren Häusern, um den befürch- teten Verwüstungen des Baches womöglich Einhalt zu tun. Zum Schrecken der Wäscherinnen sahen sie auf der ersten mächtigen Welle eine grosse Schlange und auf ihr sass dasselbe grüne Männchen, das sie vormittags angesprochen hatte. Das Hülfterchen hatte es der Schlange angelegt und ritt so auf dem Wasser fort. Auf dem Rasen machte die Schlange einen Sprung und fiel jenseits wieder ins Wasser. Der Bach hauste fürchterlich. Auf der Alp Hinterried wurden mehrere Kühe fortgerissen, eine oder zwei von diesen wurden stundenweit fortgeschwemmt und gerade dem Bauern, dem sie gehörten, auf die Matte geworfen.
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch