Einst verdross es die Edlen im Lande, dass sie von Herzog Berchtold beherrscht wurden, und sannen darüber nach, wie sie seiner Herrschaft ledig würden. Doch die Leute auf dem Land dachten anders. Sie fürchteten sich vor dem Krieg. So wussten sie nicht recht, auf welche Seite sie sich schlagen sollten, um Schutz und Schirm zu haben. Da beschloss der Herzog eine Stadt zu stiften, wo arm und reich und alle, die Frieden und Schutz suchten, leben könnten. Er befragte seinen Jägermeister und die Jäger, ob sie in dieser Gegend einen guten Platz wüssten. Doch meinten diese, er habe ja bereits einen guten Platz, nämlich die Burg Nideg. Der Herzog dachte darüber nach und besah sich mit seinen Räten und Dienern alles. Ihm schien nun Aare aufwärts eine bessere Stelle zu sein, und gab dem Herrn von Bubenberg den Aufrag, hier mit dem Bau der Stadt zu beginnen. Der aber fand einen noch besseren Platz, etwa da, wo heute der Zytgloggenturm steht. Als der Herzog vernahm, dass der von Bubenberg an einer anderen Stelle mit dem Bau begonnen habe, wurde er zornig. Doch der von Bubenberg bat den Herzog, von seinem Zorn abzulassen, denn er habe nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Wenn er damit nicht zufrieden sei, wolle er selbst die Stadt auf seine Kosten besiedeln. Da liess der Herzog von seinem Zorn ab. In der umliegenden Gegend gab es viel Wild, und der Herzog beschloss, die Stadt nach jenem Tier zu benennen, das als erstes dort erlegt würde. Es war ein Bär und deshalb wurde die Stadt Bern genannt. Der Herzog gab den Bürgern als Wappen einen schwarzen Bären auf weissem Schild. Die Häuser der Stadt wurden aus dem Holz
erbaut, das in den umliegenden Wäldern geschlagen wurde. Von daher stammt das Wort:
Holz, lass dich schlagen gern, die Stadt muss heissen Bern!
Aus: P. Keckeis, M. Waibel, Sagen der Schweiz. Bern, Zürich 1986.
Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch