In Giswil auf der Alp Sattel, wo der sogenannte Sattelpass den Höhepunkt erreicht, und auf der anderen Seite gegen die Gemeinde Flühli absteigt, war es schon vor alten Zeiten üblich, dass die Aelpler an der Flühlikilbi Anteil nahmen und oft etwas spät aus z. Kachlers Wirtschaft fortgingen. Einmal aber kam es einem solchen Kilbigast in den Sinn, ein gar schönes Zuckergschirrli zu stibizen. Die anderen Älpler sahen seine Absicht und warnten ihn vor solcher Unehrlichkeit, allein in einem unbewachten Augenblick liess er es doch in seine Tasche gleiten. Als sie wie gewohnt wieder erst lange nachts auf dem Sattel ankamen, klagte der Fuchsglois bald über Unwohlsein und ging sofort ins Kämmerli auf die Daster, allein es geduldete ihn nicht lange dort, er sprang auf, zog die Schuhe an und wollte fort, die andern Älpler verwehrten es ihm; er bat um Gotteswillen ihn gehen zu lassen, es half nichts, er musste trotz allem Holdern und Poltern im Kämmerlein bleiben. Endlich ergab er sich und schlief wieder ein. Allein früh morgens, sobald es heitern wollte, sprang er wieder auf und machte sich eilig auf den Weg wieder nach dem Flühli. Er kam erst abends wieder zurück und war noch lange ganz duicht und traurig.
Als am nächsten Flühlimarkt die Sattler wieder ins Kachlers einkehrten, fragte der alte Kachler, warum der einte nicht auch gekommen sei und erzählte nun, wie er an jenem Kilbisonntag gemerkt, dass ein Zuckergschirrli fehle, habe er sein Haspeli hervorgeholt. Wie er aber nun ein wenig gehaspelt, habe er gemerkt, dass etwas dahinterstecke. Da habe er gedacht, er wolle ihn jetzt machen lassen, aber am Morgen müsse der Fink dann zur rechten Zeit kommen, aber wohl, er kam, was gischt was hescht, denn am Morgen, in einer guten halben Stunde war er mit dem Ding da, stellte es auf den Tisch und schlich sich eiligst davon, ohne guten Morgen zu sagen. Nun wussten die Älpler warum ihr Gespan an jenem Abend so den Holderi gemacht und nachher viele Tage nicht mehr recht im Gang war. Aufs Flühli ging er nachher nie mehr.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch