Ein Bauer von Ennetmoos sollte ein neues Haus bauen, aber so schnell damit fertig sein, dass es fast menschenunmöglich war. Während er verlegen darüber nachsann, trat ein Mann zu ihm, dessen Nähe freilich ein etwas unheimeliges Gefühl erweckte. Von ihm gefragt, gestand das Bäuerlein feine Not, worauf der Fremde sich erbot, den Neubau in Verding zu nehmen und bis zur fatalen Frist damit fertig zu werden, wenn der andere ihm alsdann mit Leib und Seele zu eigen wolle verfallen sein.
Der Bauer ging auf den Vertrag so ein, dass schon bis am nächsten Morgen, wenn der Hahn krähe, das Haus vollendet dastehen müsse. Nun ging's an die Arbeit, an welcher eine Menge sonderbarer Kerle sich beteiligten. Fuhrleute waren dabei, deren Rosse Feuer sprühten. Unter schauderhaftem Gepolter und Gelärm zimmerten, sägten, hieben und geisselten diese unheimlichen Gesellen blitzschnell drauf los und der Bau stieg so rasch empor, dass dem Bauer in selbiger Nacht jeglicher Zweifel am Zustandekommen des Werkes bis zum bestimmten Hahnenschrei zerfloss, was ihm Angst genug einjagte. Qualvoll wälzte er sich auf seinem Lager hin und her und zitterte und bebte wie Espenlaub, also, dass seine Frau erwachte und ernstlich in ihn drang, ihr die Ursache dieser Pein zu eröffnen. Wie sie alles wusste, tröstete sie den armen Mann. Und weil just keine Zeit mehr zu verlieren war, stand sie hurtig auf, um auf dem Herde Feuer anzufachen. „Denn, was gilts", sprach sie, „der Hahn wird alsbald krähen, noch bevor Jene mit dem Bau ganz zu Ende sind." Gesagt, getan! Das Feuer lodert auf, der Hahn erwacht, kräht seinen Gruss und der Bauer hat gelernt, dass die Weiberlist, die ihm schon manchmal unbequem war, unter Umständen doch noch zu etwas taugen könne. Der Meister Satan muss mit langer Nase abziehen und dem Mann, auf dessen Seele er sich schon gefreut, ein fast ausgebautes neues Haus hinterlassen.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch