Am Forstwald (zwischen Sarnen und Giswil) gingen eines Abends junge Burschen, die nach Wylen z'Stubeten gehen wollten, vorbei, als ihnen plötzlich drei ganz feurige, funkensprühende Männer entgegenkamen. Jeder hatte auf der Stirn ein tellergrosses Auge und die zwei andern folgten dem ersten, als ob sie ihn erhaschen wollten. Schreckenbleich machten die Burschen kehrt und rannten vor den Unheimlichen her, wie besessen in's Haus des Peter Antoni Degelo am Eingänge des Forstes. Das war aber ein furchtloser Mann der nicht zum ersten Male mit Gespenstern verkehrte und auch mehr als Brot essen konnte. So wie er nun von den zitternden, schlotternden Burschen vernommen, dass da drei feurige Menschen im Anzuge seien, machte er sich auf, ging auf die Vorlaube und fragte den ersten der Vorbeirennenden nach dem Namen: „Ich bin Hensli Müller!" war die kurze Antwort und der rannte von dannen. Degelo fragte den zweiten und dieselbe Antwort. Er fragte den Dritten; derselbe Bescheid. Da klopfte Degelo dem letztem auf die Schulter und sagte: „Es könne doch nur einer der wahre Hensli fein!" Der feurige Mann gestand hierauf, nur der erste von ihnen sei der Hensli, sie zwei aber seien Teufel. Der Hensli habe ein schweres Verbrechen begangen und werde zur Strafe dafür von ihnen bis zum Jüngsten Gericht gejagt. Dieses Rennen daure fort um die Erde herum ohne Unterbruch. Schon fei es das zweite Mal, dass sie den Forst passiert hätten. Je näher sie dem Hensli kämen, um so grösser sei seine Qual. Dann jagten sie weiter, durch die Lindengasse hinunter.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch