Pörtermelk kam wieder einmal nachts im Möörli an; er wollte nach der Alp Fontänen. Auf der Möörliegg überkam ihn eine solche Müdigkeit, dass er sich entschloss bei dem milden Sommerwetter ein paar Stunden im Freien zu schlafen. Er legte sich hin, da wo der Hag Alpoglen und Enzimatt teilt. Er konnte aber nicht schlafen, er nahm nämlich ganz gut wahr, dass zwei grosse schwarze Männer den Hag um einige Klafter Alpoglen beiseite rückten und zwar über ihn hinweg, sodass er jetzt auf Enzimatt lag statt vorher auf Alpoglen. Als es Tag geworden war, dachte Melk, er wolle nun doch schauen, ob während der Nacht die ganze Strecke Hag geändert worden sei. Der Hag war nun aber wieder wie zuvor. Als er dem Hag entlang ging, sprang vor ihm her von einem Hagstecken zum andern eine schwarze Katze. AIs diese auf alles Rufen nicht achten wollte, schlug er mit seinem Bergstock darnach, ohne zu treffen; er schlug ein zweites Mal, traf aber wieder nicht; nun machte Melk förmlich Jagd auf die Katze, die er mit Steinen verfolgte. Ohne dass er sich umsehen konnte, war die Katze hinter ihm und wuchs zusehends bis zur Gröhe eines Hundes. Dem Melk wurde nun ordentlich Angst und er liess das geheimnisvolle Tier in Ruhe. Dieses Tier nun verfolgte den Melk bis nach Enzimatt an die Stelle, wo viele Jahre später eine Kapelle gebaut wurde. Zitternd und bleich kam Melk bei seinen Alpgenossen an, denen er den Vorgang erzählte.
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch