Struthan von Winkelried war ein von Kaiser Friedrich II. nach der Schlacht bei Faenza in Italien 1840 zum Ritter geschlagener Held, welcher aber wegen Folgen eines Zweikampfes aus dem Vaterlande verbannt sein, oder durch Erlegung des Drachen seine Blutschuld tilgen sollte. Struthan erbat sich das letztere und machte sich zum gefährlichen Kampfe bereit. Der Drache, der seine Wohnung in einer Felsenhöhle ob Ödwil hatte, war ein Lindwurm, halb Schlange, halb Basilisk. Rasch von seiner erhabenen Warte herabeilend, stürzte er auf Schafe, Ziegen, junges Vieh und wohl auch auf einzelne Wanderer und verzehrte sie mit grimmiger Fressgierde. Die Gegend wurde dadurch gefährlich und öde. Struthan nun bewaffnet sich mit eisernem Harnisch, umgürtet sein Schwert und umwickelt seinen Spiess mit dem Vlies eines frischgeschlachteten Schafes. Da, wo das steinerne Heiligenbild, das Helgenstöckli, noch jetzt am Wege steht, war der Ort, wo die Kämpfer sich fanden und schlugen. Struthan, der den Augenblick gewahrte, wo das Untier mit dem vermeinten Schaf sich allzu gierig beschäftigte, war so glücklich, ihm den verhüllten Spiess in den Rachen zu stossen und dann mit dem Schwerte das Leben des Ungeheuers zu enden. Schwarzer Qualm von Blut ergoss sich auf die Erde. Siegreich, nach damaliger Ritterart, warf Struthan das Schwert in die Höhe und fasste es im Rückfalle beim Griff auf; durch die dabei herabfallenden Blutstropfen wurde er aber vergiftet und der Held starb, zu jeglichen Vaterlandsfreundes höchstem Bedauern. Darum meldet ein alter Vers: „Einen Wurm dem Vaterland zu gut — töt' ich, mich töt’ sein giftig Blut."
Aus: Franz Niederberger Sagen und Gebräuche aus Unterwalden, Sarnen 1924. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch