Es war einmal ein junger Mann, der diente viele Jahre im Krieg in der Fremde. Als er endlich nach Hause auf den Hof der Eltern zurückkehrte, war der Vater schon gestorben und die Mutter schwach und krank. Wie glücklich war sie, dass ihr einziger Sohn wieder zu Hause war! Doch schon bald sprach sie zu ihm: «Ich bin alt und schwach. Jeder Tag kann mein letzter Tag kann mein letzter sein. Es ist Zeit, dass du dir eine Frau suchst, mit der du nicht nur die Arbeit, sondern auch Freude und Leid teilen kannst.»
Der junge Mann nickte und hielt von nun an, wenn er auf den Markt, in die Kirche oder zum Dorffest ging, Ausschau nach einer Frau, die mit ihm Leben und Arbeit teilen wollte. Es gab einige junge Frauen, die gerne auf seinen Hof und den Apfelbäumen gezogen wären. Aber welche war die Richtige? Vielleicht Trudi, mit dem Schmuck im Haar? Oder Margret, die gerne schöne Kleider trug? Oder Elsi, die zwar arm, aber immer freundlich war? So kam der junge Mann jeweils wieder nach Hause zurück und wusste sich doch keinen Rat.
Die Mutter erkannte die Sorgen ihres Sohnes. Und so rief sie ihn einmal zu sich und sagte: «Ich habe für den heutigen Abend drei Mädchen, die du gerne magst, auf den Hof eingeladen. Stelle nach dem Essen diesen Teller voller Äpfel auf den Tisch, und achte dann genau darauf, was jede von ihnen tut, dann wirst du wissen, welche die Richtige ist!»
Gegen Abend traten die drei jungen Frauen traten ins Haus, es wurden gegessen und getrunken, und schliesslich stellte der junge Mann einen Teller mit Äpfeln auf den Tisch. Jede der Frauen nahm sich einen Apfel. Trudi schälte den Apfel so hastig, dass die Hälfte an der Schale blieb. Margret verschlang den Apfel, ohne ihn zu schälen. Die arme Else aber, schälte nicht zu viel und nicht zu wenig, ja, es schien ihm, dass sie alles gerade richtig machte.
Bald verabschiedeten sich die Frauen und als sie fort waren, ging der junge Mann in die Kammer der Mutter und seufzte: «Schön, war es mit den Dreien. Aber ich weiss immer noch nicht, welche die richtige ist?»
«Erzähl mir, wie die drei Frauen den Apfel gegessen haben, dann kann ich dir raten», sagte die alte Mutter.
Der junge Mann begann zu erzählen, und als er fertig war, lächelte sie und sagte: «Geh morgen zur armen Else und frage sie, ob sie dich heiraten möchte, mit ihr wirst du glücklich werden.»
So kam es, dass schon bald Hochzeit gefeiert wurde und Else auf den Hof mit den Apfelbäumen zog. Die beiden teilten gemeinsam Arbeit, Freude und Leid und lebten noch lange zufrieden und glücklich.
Fassung Djamila Jaenike, nach: H. Hartmann, Sagen aus dem Berner Oberland, Interlaken 1910.