Ein böser Mensch muss jener Gärtner aus Westfalen gewesen sein, der seiner Zeit mit einem grässlichen Plan nach Mariastein gekommen war.
Er hielt es mit dem Teufel, von dem er viel Geld erhalten sollte. Aber die Bedingungen des Teufels waren hart. Zunächst sollte der Gärtner die goldenen Engel stehlen, die in der Gnadenkapelle auf dem Altar standen. Als der Räuber nach dem ersten Engel griff, um diesen in den Sack zu stecken, erlosch das Ewige Licht. Das focht den Räuber wenig an. Doch als er in der Dunkelheit nach dem Engel tastete, stand plötzlich die ganze Kapelle in Flammen. Schleunigst ergriff der Räuber mit seinem Sack die Flucht, schlich sich nach der Landskron hinauf, wo ihn der Böse erwartete.
«Noch ist nicht alles verloren,» sagte der Teufel. Doch stellte er dem geldlüsternen Gärtner eine noch schwerere Bedingung. Eine junge Frau, die ein Kind unter dem Herzen trug, verrichte jeweils abends in der abgelegenen St. Annakapelle ihre Andacht. Der Gärtner müsse ihm das Herz dieses Kindes auf den Schlosshof bringen, dann erhalte er das Geld.
Das scheussliche Verbrechen wurde ausgeführt; doch hatte sich der Mörder damit dem Teufel ausgeliefert. Der Gärtner lag am nächsten Morgen tot auf dem Schlosshof, und um den Toten herum war ein schwarzer Kreis gezogen. Von nun an waren allnächtlich von der St. Anna-Kapelle klägliche Hilferufe zu hören. Noch jahrelang schreckte der Geist des Gärtners fromme Wallfahrer und spät heimkehrende Einheimische.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch