Der Geist auf der Landskron

Land: Schweiz
Kategorie: Sage

Schloss Landskron im Leimentale beim Kloster Mariastein liegt seit dem Revolutionsjahr 1798 zerstört. Die Schlossabhänge sind übergrast, und die Bauern lassen ihr Vieh darauf weiden. Als ein Bauernknabe aus dem Dorfe Leimen eines Abends hier eine Kuh hütete, sah er in seiner Nähe eine Frau, die auf dem Boden sass, einen Bund Schlüssel in der Luft herumschwang und ihm damit zuwinkte. Aber der Knabe scheute sich, trieb die Kuh heim und erzählte da das Geschehene. Der Vater suchte es auf eine natürliche Art zu deuten, hatte sich aber alles wohl gemerkt. Am folgenden Abend trieb er selber die Kuh zur Weide, traf auf der angegebenen Stelle die winkende Frau und hatte auch den Mut, sie nach ihrem Begehren zu fragen. Sie streckte ihm die Schlüssel entgegen und sprach: «Nimm die Schlüssel und wende das Geld gut an. Du hast mich aus der Hölle befreit!» An dem Platze, wo die Frau verschwunden war, zeigte sich nun eine Türe und als der Bauer diese mit einem Schlüssel geöffnet hatte, sah er mit Erstaunen dahinter nichts als lauter gehäuftes Gold. Doch weil es noch Tag war, schloss der Bauer die Türe wieder ab und trieb die Kuh heim. Während der Nacht brachte er alles Gold ungesehen in sein Haus. Bald hernach fing er an Handel zu treiben. Als er dann Wirtshäuser besuchte und den Stolzen zu spielen begann, merkten die Leute, dass er sein Geld vom Geiste auf Schloss Landskron bekommen haben müsse. So gilt diese Geschichte überall im Tale als eine ausgemachte Wahrheit.

Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch

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