Dann und wann, meist durch den Sommer hindurch wenn der Bauer glaubt, er sei am besten daran mit dem Wetter und das Dengeln deshalb am Abend wie Füriolärm durchs Dorf hallt, bellt es auf einmal vom Riedberg herunter ins Tal. Erst nur einzelne Schreie, heiser, dann lauter, lauter. Und deutlich kann man die Richtung wahrnehmen, nach der sich der eigenartige Hundelärm bewegt, durch die Schwendi, dem Unterbord nach gegen die Burdifluh und verliert sich dann langsam, stossweise, wie er gekommen.
Die wenigsten können das Riedberghündchen sehen. Sie hören es nur. Wer aber mit besonderen Gaben ausgerüstet ist, wie vielleicht die Fronfastenkinder, der erblickt hinter den unheimlichen Lauten her einen Zug von Grafen und Rittern und wilden Kriegsknechten, zu Pferd, zu Fuss, bewaffnet, unbewaffnet. Man glaubt, sie bewegten sich nur an Ort. Dann aber fangen sie an auszuschreiten, schneller und schneller, bis sie in fliegender Eile im Krachen, der die mächtige Burdifluh spaltet, verschwinden.
Jenseits der ungeheuren Fluh steht die Ruine Gilgenberg, sicher das Ziel des seltsamen Volks.
Was soll es bedeuten? Darauf hat noch keiner antworten können. Aber dessen sind sich die Bewohner sicher, die scharfen Sensen brauchen sie am andern Morgen nicht, in der Nacht noch wird's regnen und wettern. Es wird einige Tage dauern, bis die Wolken sich glätten, der Himmel wieder zu blauen getraut.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch