Ein alter Weg, der heute nur noch höchst selten begangen wird, führt vom Neuensteiner Schloss über die Wahlenweide auf den Stürmenhof, von hier hinab ins Birstal bei Bärschwil. Der Saglidurs wusste auch zu erzählen, dass der Ritter von Neuenstein einmal auf dem Stürmen drei Männer gefangen habe. Das Töchterlein des Ritters habe einen dieser Männer lieb gewonnen. Der Ritter wollte diese Bekanntschaft nicht dulden. Er band die beiden Verliebten an einen Baum und liess sie eine geschlagene Nacht schmachten. Am nächsten Tage wurde die Tochter in ein Frauenkloster gebracht, wo sie zeitlebens bleiben musste. Der Liebhaber hingegen wurde vom Ritter ermordet. Als die Leute der Umgebung diese schauderhafte Geschichte vernahmen, griffen sie zu den Waffen. Sie erstürmten das Schloss. Der Ritter merkte, dass er unterliegen müsse. Er schwang sich aufs Pferd und jagte mit ihm über den Felsen hinaus, tief in den Graben, den der Grindelbach gebahnt hatte. Oft haben die Alten den büssenden Ritter gesehen, wie er ruhelos auf der Weide | umherirrte.
Die alte Horlangenmariann kannte noch eine besondere Einzelheit: Wenn man sich früher in der Nähe des Schlosses Neuenstein aufstellte und andächtig ein Gebet verrichtete, erschien nach kurzer Zeit der Ritter und wanderte auf der Weide umher. Sobald man aber einen Fluch ausstiess, verschwand der büssende Ritter ebenso rasch, wie er erschienen war.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch