Diese Hexe hiess Grob. Ihr warf man vieles vor: In Olten und Trimbach stahl sie Zehntgarben, einem Herrn von Basel für den sie Wolle verarbeitete, entwendete sie ein altes Säck. Der Schwester des Claus Strub «enttrug sie einen Kratten voll Nüsse. Sie stahl eine Kuh und verkaufte sie einem Juden. Auf dem Markt zu Zofingen entwendete sie Erbsen, Honig und Geschirr.
Der Scharfrichter und die Untersuchungsrichter Altrat Zurmatten, Jungrat Krutter, Jungrat Gugger und Grossweibel Franz Amanz Sury waren der Ansicht, wer soviel stehle, müsse mit dem Teufel verbündet sein. Während dreier Monate, vom August bis September 1711, erlebte Frau Grob zahllose Verhöre. Schliesslich legte sie folgendes Geständnis ab:
«Ich bin von einem bösen Geist besessen. Er redet oft allein in mir. Manchmal fährt er wie ein Wurm in meinem Körper herum und verhält mir zuweilen Rede und Atem.»
Im Jahre 1698 prozedierte ich mit dem Schuhmacher von Lostorf wegen eines Pferdes. Wir standen in Olten vor Gericht. Bei der Heimkehr, auf der Oltner Heid, rief ich den bösen Geist um Hilfe an. Dieser erschien mir als kleines, grün gekleidetes Männli, von vielen Hunden und Katzen umgeben. Ich verschrieb dem Teufel mit Blut meine Seele. Nachher trank ich in Olten an einem Brunnen Wasser. Dabei kroch mir der Böse als Frosch den Hals hinunter.»
Darauf ereignete sich noch eine unerklärliche, teuflische Begebenheit: Frau Grob konnte aus dem Gefängnis entfliehen!
Nun waren die Richter doppelt überzeugt, dass sie mit dem Teufel unter einer Decke stecke. Nachdem man die Entwichene wieder eingebracht hatte, wurde sie gefoltert. Das viele Dümeln (am Daumen aufhängen), Aufziehen und Fragen brachte die Frau zu einem Geständnis: Ja, es sei eine schwarze Katze in ihre Gefängniszelle eingedrungen; in deren Haaren sei der Teufel versteckt gewesen und habe ihr zur Flucht verholfen.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch