Vor vielen Jahren wohnte am Bornberg ein armer Mann in einer elenden Hütte. Da stand eines Nachts ein Fremder vor der Tür und bat um Obdach. Obschon das Haus eng war und der Mann nicht viel zu essen hatte, liess er den Fremden ein und gab ihm ein Stück Brot. Als es schon tiefe Nacht geworden war, verlangte der Fremde einen Sack und eine Laterne und führte den Mann bergauf. Bei einer Felswand murmelte er ein paar Worte, worauf sich eine Türe zeigte, die er dann mit einem Schlüssel öffnete. Sie gingen nun durch einen finsteren Gang in den Berg hinein und gelangten zu einer Kiste. Aus dieser nahm der Fremde einen zweiten Schlüssel, öffnete damit die Vorlegschlösser eines Tores. Nun ging's eine steile, hölzerne Treppe hinab. Schliesslich standen sie in einem grossen Gewölbe. Dort standen zwei grosse Kisten, und auf jeder Kiste lag ein gräulicher Hund. Der Fremde packte den einen, und zog ihn herunter. Die Kiste war mit Goldstücken gefüllt, und der Fremde bedeutete seinem Begleiter, soviel Goldstücke in den Sack zu packen, als er tragen könne. Aber der Mann, vor Schrecken erstarrt, sah nur immer auf den gräulichen Hund. Da schloss sich die Kiste wieder und der Hund sprang wieder hinauf.
Da ging der Fremde auf die zweite Kiste zu und zog den anderen Hund herunter. Da öffnete sich auch diese Kiste, aus der lauter Silberstücke schimmerten. Aber auch vor dieser Kiste stand der Mann unbeweglich da und fürchtete sich vor dem Hund. Da schlug der Deckel der Kiste mit den Silberstücken zu, und der Hund nahm wieder auf dem Deckel Platz.
Der Fremde sah den Mann zornig an und war gleich darauf verschwunden. Der Mann aber befand sich auf der Wiese vor der Felswand wieder und hatte Mühe, den Weg nach Hause zu finden. Man glaubt, der Eingang zu diesen Schätzen sei in der auf der Höhe des Bornbergs gelegenen Höhle, welche vom Landvolk Heidenloch genannt wird.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch