Der Müller Kully von Rickenbach besass auf dem Berg über Bärenwil einen Wald, man nennt ihn heute noch 's Müllers Bärgli. Es kam bisweilen vor, dass dieser Müller im Wirtshaus zu Bärenwil ein Glas Wein trank. Jedes Mal kamen die Männer aus dem ganzen Ort herzu und schauten ihm zu. Um sie aufzumuntern, liess der Müller dann und wann eine Kanne Wein aufstellen, so dass sich die Männer neben ihn zu setzen getrauten. Dem einen oder andern erlaubte er auch, Holz in seinem Wald zu sammeln und Stöcke auszumachen. So wusste er alle für sich einzunehmen.
Als er wieder einmal ins Wirtshaus kam und den Leuten zu trinken bot, machte einer den Vorschlag, man solle doch dem Müller auch einen Gegendienst erweisen. Da sie nichts zu bieten hatten, rief der erste: «Leib und Seele!», und alle stellten sich rund um den Müller, sagten sich von ihren Basler Herren los und huldigten dem Müller.
Die Basler vernahmen bald, dass ihnen die Bärenwiler abtrünnig geworden seien, und liessen es auf einen Prozess ankommen. So gewannen sie ihm seine Untertanenländchen wieder ab. Ausserdem wurde er zu einer schweren Geldstrafe verurteilt. Aber der Müller war nicht so leicht zu beeindrucken, er liess bei einem Goldschmied ein goldenes Pflugsech machen und schickte dieses nach Basel. Der Überbringer musste ausrichten, der Müller habe im Augenblick nicht genug Bargeld im Trog, die Gnädigen Herren möchten das Sech an Zahlung nehmen und ihm das Wechselgeld zurückschicken. Als die Basler das Sech schätzen liessen, stellte sich heraus, dass nicht genug Geld in der Staatskasse war, womit man den Überschuss hätte auszahlen können. Deshalb schrieben sie ihm, er solle doch die Langenbrucker auch noch huldigen lassen, sie würden ihn dann etwa so strafen, dass es gerade aufgehe.
Quelle: P. Keckeis, M. Kully, Sagen der Schweiz. Solothurn, Zürich 1987. Eingelesen von der Mutabor Märchenstiftung auf www.maerchenstiftung.ch